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Afrika hat Bierdurst

Hoffnungsträger Craft Beer

von Monika Busch.

Mit 1,95 Milliarden Hektolitern verzeichnete der Weltbierausstoß 2012 einen Zuwachs von „nur“ noch 22 Millionen Hektolitern. Unverändert ist die Reihenfolge der fünf größten Bierländer: Das größte weltweit ist nach wie vor China mit rund 490 Millionen Hektolitern. Mit knapp 95 Millionen Hektolitern liegt Deutschland auf Platz fünf der Rangliste der 40 größten Bier produzierenden Länder der Welt.

Das geht aus dem Barth-Bericht Hopfen 2012/2013 hervor, der im Juli dieses Jahres in München vorgestellt wurde.

Wie Regine Barth, geschäftsführende Gesellschafterin Joh. Barth & Sohn, berichtete, habe bei den Zuwachsraten Afrika jetzt China abgelöst. Viele Jahre gab es insbesondere in China die höchsten Zuwächse beim Bierausstoß. Waren es 2011 noch 42 Millionen Hektoliter  Zuwachs gewesen, so stieg der Bierausstoß 2012 lediglich um 0,3 Millionen Hektoliter. Mehr als 50 Prozent des Zuwachses entfielen 2012 allein auf Afrika. Nach wie vor unverändert: Die 40 größten Bier produzierenden Länder standen 2012 mit rund 1,8 Milliarden Hektolitern für fast 92 Prozent des gesamten Weltbierausstoßes (Barth-Bericht Hopfen 2012/2013).

Verändert im Ranking hat sich die Zahl der deutschen Braugruppen. Aktuell zeigt der Bericht mit der Radeberger-Gruppe auf Platz 20, Oettinger auf Platz 27, der Bitburger-Braugruppe auf Platz 35, gefolgt von Krombacher auf Platz 36 und der Brauholding International auf Platz 39 fünf deutsche Brauereigruppen gegenüber den letzten Jahren mit jeweils nur drei Brauereigruppen. Durch Zusammenschlüsse konnten Brauereien „nachrücken“, weil bisher vertretene aufgekauft wurden.

Der Weltmarktanteil der fünf größten deutschen Gruppen liegt dem Barth-Bericht zufolge bei lediglich 2,2 Prozent, während die fünf größten Brauereigruppen (AB InBev, SAB Miller, Heineken, Carlsberg, China Resource Brewery Ltd.) aktuell knapp die Hälfte des Weltbiermarkts vereinnahmen. Noch nicht berücksichtigt ist dabei die Übernahme der Grupo Modelo – derzeitige Nummer sieben auf dem Weltmarkt – durch AB InBev.

Regine Barth berichtete auch von einer gegenläufigen Entwicklung im Hinblick auf die zunehmende Konzentration. „Je größer die Marktanteile einzelner Braue­reien in einem Land werden, desto größer wird auch die Zahl der sogenannten Craft Brewers. Waren die Craft Brewers in vielen Ländern vor allem ein amerikanisches Phänomen, so überraschen sie inzwischen in vielen Ländern die Verbraucher, sei es in Italien oder in Japan oder anderen Ländern“, erklärte sie.

„Nach wie vor liegt der weltweite Hopfenmarkt aufgrund der Überschüsse der vergangenen Jahre vor allem im Hochalphasegment preislich am Boden. Die Läger der Hopfenvermarktungsfirmen sind mit verkaufter, aber noch nicht ausgelieferter Ware voll“, skizzierte Stephan Barth, geschäftsführender Gesellschafter bei Joh. Barth & Sohn, die aktuelle Lage bei der Vorstellung des neuen Barth-Berichts Hopfen. Aber es gebe einen Nachfrageboom, vor allem bei den von Craft Brewers bevorzugten Sorten.

„Die Craft Brewers, insbesondere in den USA, nehmen verstärkt Einfluss, ungeachtet ihres geringen Marktanteils, auf den Sortenanbau der Hopfenpflanzer. Das Ergebnis aus den USA: Die amerikanischen Craft Brewers benötigten aus der Ernte 2012 fast genauso viel Hopfen wie die restlichen amerikanischen Brauer mit ihrem Marktanteil von 93 Prozent. Wenn Sie so wollen, wedelt hier der Schwanz mit dem Hund“, sagte Barth in München. Und er führte weiter aus: „Viele behaupten, dass die Vereinigten Staaten mittlerweile das Bierland Nummer eins auf der Welt sind. In der Tat gibt es dort Entwicklungen, von denen wir in Deutschland nur träumen können. Dass der Bundespräsident im Schloss Bellevue eigenes Bier braut, die Rezepte auf die Website stellt und diese dort von Hunderttausenden Bierliebhabern heruntergeladen und nachgebraut werden, ist für uns unvorstellbar. In Amerika entspricht dies der Realität. US-Präsident Obama braut sein eigenes Bier im Weißen Haus, stellt das Rezept auf die Website, und Hunderttausende brauen dieses Bier nach.“

Auch die Zahl der Brauereien hat sich in den USA in den letzten Jahren vervielfacht: 1980 gab es 89, 2012 bereits mehr als 2.400 Brauereien mit einer unglaublichen Vielfalt an Bieren. „Und Deutschland? Deutsches Bier kann – inzwischen – auch anders“, beantwortete Barth seine Frage. Die neuen kreativen Köpfe in deutschen Brauereien entdeckten Bier und seine Zutaten neu, sie nähmen das Beste aus dem In- und Ausland und schafften eine neue Bierkultur, auch hierzulande. Diese Brauer zeigten eindeutig: „Bier kann auch anders!“

Diese Feststellung sei „kein Votum gegen Biere der großen Brauereien, kein Plädoyer gegen große Marken. Es geht nicht um den Wettbewerb Groß gegen Klein. Es geht nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein Miteinander“, betonte der geschäftsführende Gesellschafter.

Sein Fazit: „Joh. Barth & Sohn und die Barth-Haas-Gruppe sind und werden Teil dieser neuen Welle auf dem Biermarkt sein. Deshalb unterstützen wir seit Jahren vielfältige Initiativen, deren Ziel es ist, außergewöhnliche Biere zu entwickeln und zu präsentieren, wie beispielsweise Sponsor­aktivitäten beim World Beer Cup, den Olympischen Spielen der Biere, oder den European Beer Stars, dem zweiten großen internationalen Wettbewerb.“

Den globalen Hopfenmarkt machen nach wie vor die USA und Deutschland unter sich aus – ob Fläche, Ernte oder Alphaertrag. 64 Prozent der Fläche, 70 Prozent der geernteten Menge und 78 Prozent der gewonnenen Alphasäure stammten laut dem Barth-Bericht aus ­diesen beiden Ländern. Das breiteste …

 

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 8-9/2013