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Einweg, Mehrweg, Recycling

Problem zu vieler Einwegplastikflaschen nicht gelöst: Umweltministerin Schulze muss Boykott der Mehrwegquote sanktionieren

Petcycle fordert vor weiteren regulatorischen Maßnahmen eine valide Ökobilanz des Bundesministeriums für Umwelt

Getränkehersteller kritisieren Mehrwegquote

von Monika Busch.

Seit mehr als einem Jahr gilt die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen. Zu einer klaren Trendwende von Einweg zu Mehrweg habe sie nicht geführt, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Regionale Mehrwegflaschen seien nachweislich die umwelt- und klimafreundlichste Getränkeverpackung, doch Einwegplastikflaschen würden noch immer am häufigsten zur Abfüllung eingesetzt.

Getränkedosen hätten im Bierbereich zweistellige Zuwachsraten. Hauptverantwortlich für diese besorgniserregende Situation seien Unternehmen wie Aldi, Lidl, Coca-Cola oder Nestlé Waters, die die gesetzliche Mehrwegquote boykottierten und hauptsächlich auf Einweg setzten.

Die Deutsche Umwelthilfe, der Getränkehändler Hans-Peter Kastner, der Verband Privater Brauereien Deutschland und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) fordern Bundesumweltministerin Svenja Schulze dazu auf, die gezielte Unterschreitung der Mehrwegquote aus dem Verpackungsgesetz zu sanktionieren.

Hierzu soll die Ministerin eine Abgabe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand auf Einwegplastikflaschen sowie Getränkedosen einführen. Zudem sollte die Mehrwegquote so ausgestaltet werden, dass sie von jedem Abfüller und Händler zwingend umgesetzt werden muss.

Der bekannte Stuttgarter Getränkehändler Hans-Peter Kastner hat bereits Konsequenzen aus der für ihn „unnötigen Ressourcenvergeudung und Klimabelastung durch Einwegplastikflaschen gezogen: Einwegflaschen und Dosen sind verzichtbar. Die Auslistung von Einwegverpackungen in meinem Getränkemarkt und das ausschließliche Angebot regionaler Produkte in Mehrweg sind zu einem großen Erfolg geworden.

Der Umsatz liegt inzwischen um 20 Prozent höher als vor der Einwegauslistung. Das Feedback von den Verbrauchern ist sehr positiv. Ich rufe alle Abfüller und Händler dazu auf, gemeinsam mit mir den ‚Mehrweg‘ für mehr Klimaschutz zu gehen.“

Der Referatsleiter für Getränke der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Ulf Henselin, argumentiert: „Die Umsetzung der gesetzlichen Mehrwegquote von 70 Prozent schützt nicht nur das Klima, sondern wirkt sich auch positiv auf Arbeitsplatzzahlen aus. Durch regionale Produkte in Mehrwegflaschen werden auch Arbeitsplätze in strukturschwachen und ländlichen Gebieten erhalten und geschaffen.

Regionale Mehrwegkreisläufe bringen deutliche Vorteile gegenüber der zentralisierten Abfüllung von Einweg mit möglichst wenig Mitarbeitern oder dem Import ausländischer Mineralwässer in Einwegplastikflaschen.“

Die Einwegindustrie versuche aktuell, Einwegplastikflaschen aus 100 Prozent Recyclingmaterial als vermeintlich umweltfreundliche Alternative zu regionalen Mehrwegflaschen zu platzieren, kritisiert die DUH scharf. Dazu die stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz: „Einwegplastikflaschen aus 100 Prozent Recyclingmaterial sind Showprodukte. Verbraucherinnen und Verbrauchern wird ein vermeintlich geschlossener Kreislauf suggeriert, der in der Realität nicht existiert. Bei jedem Recyclingvorgang können zwischen zehn und zwanzig Prozent des Materials verloren gehen.

Mehrwegflaschen werden ebenfalls recycelt, haben aber ein deutlich längeres Produktleben als Einwegflaschen. Mehrweg und Recycling ist umweltfreundlicher als Einweg und Recycling.

Petcycle mit Sitz in Bad Neuenahr-Ahrweiler als direkt betroffene Organisation und Pionier der Kreislaufwirtschaft verwahrt sich gegen solche Sanktionen wie die geforderte zusätzliche Abgabe von 20 Cent auf das Pfand von Einwegplastikflaschen sowie Getränkedosen. Allein durch den Sprachgebrauch würden alle einwegproduzierenden und nutzenden Unternehmen zu Boykotteuren gestempelt.

„Dabei haben wir in Deutschland eines der am besten funktionierenden Pfandsysteme, welches garantiert, dass so gut wie keine Flaschen im Müll landen oder am Straßenrand liegen. Dieses Pfandsystem hat zu einer Rückführungsquote von 99 Prozent aller Einwegflaschen, die im Petcycle-Kastensystem vertrieben werden, geführt. Das Pfandsystem ist damit eine hervorragende Grundlage für das Recycling, welches so exzellent ausgerichtet ist, dass in Deutschland nicht von Abfall, sondern von Wertstoffen gesprochen werden sollte. Von daher erfüllt das Einwegpfand seine Funktion vollumfänglich“, wehrt sich die Petcycle GmbH.

Und die nicht nachvollziehbare Feststellung, Flaschen aus 100 Prozent Rezyklat seien Showprodukte, zeuge von einer interessengetriebenen Verzerrung der Tatsachen. Petcycle freue sich, dass einige dieser wegweisend agierenden Unternehmen aus dem eigenen Gesellschafterkreis kommen. Was daran Show sei, werde auch von der DUH nicht näher erklärt. Aber offensichtlich werde hier mit zweierlei Maß gemessen, wenn eine zu 100 Prozent aus Rezyklat bestehende Putzmittelflasche einen Umweltpreis gewinne, aber Getränkeverpackungen diskriminiert würden.

„Wir können Umweltministerin Svenja Schulze nur auffordern, keine dirigistischen Maßnahmen in einem am besten regulierten Markt zu ergreifen; schon gar nicht auf Grundlage einer von …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 04-05/2020