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ProWein Business Report 2020: Globale Weinbranche leidet unter Pandemie

Weltweit erste Untersuchung zu Covid-19-Auswirkungen liegt jetzt vor

  • Pandemie verursacht Disruption in den Absatzkanälen
  • Hotels, Restaurants und Export besonders stark betroffen
  • Nur langsame Erholung erwartet, weitere Einbußen in 2021
  • Digitalisierung und Strukturwandel beschleunigen sich

Im Auftrag der ProWein – der weltweit wichtigsten und größten Fachmesse für die Wein- und Spirituosenindustrie – hat die Hochschule Geisenheim Ende 2020 zum vierten Mal Experten der gesamten Wertschöpfungskette der Weinbranche aus 49 Ländern befragt. Aus Anlass der globalen Pandemie stand die diesjährige Befragung ganz im Zeichen der Auswirkungen von Covid-19 auf die globale Weinbranche.

Quelle: ProWein

Laut Prof. Simone Loose, Leiterin des Institutes für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim ist der aktuelle ProWein Business Report die weltweit erste Untersuchung, die die globalen Auswirkungen von Covid-19 auf die verschiedenen Bereiche des Weinsektors quantifiziert und die Erwartungen für die notwendige zukünftige Ausrichtung der Weinbranche misst. „Die außerordentliche Bedeutung des Themas Covid-19 für die Weinbranche zeigt sich an der sehr hohen Beteiligungsquote der internationalen Experten, die sich im Vergleich zu den Vorjahren auf fast 3.500 Teilnehmer verdoppelt hat“, unterstreicht Bastian Mingers, Project Director der ProWein die Aussagekraft des aktuellen Business Report. „Jeder in der Branche hat ein hohes Interesse, die erfahrenen Auswirkungen auf seinen Betrieb mit anderen zu vergleichen. Gleichzeitig suchen alle Unternehmen nach Anhaltspunkten für möglichen Strategien und Auswege aus der Krise.“

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

Die Covid-19 Pandemie und die daraus folgende Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage sind die akut wichtigsten Bedrohungen der Weinbranche, die andere Herausforderungen wie die Gesundheitspolitik, den Klimawandel und den internationalen Handelskrieg in den Hintergrund drängen.

1. So haben die durch die Pandemie verursachten Schließungen von Hotels und Restaurants zu einer globalen Disruption der Absatzkanäle von Wein geführt. Der Lebensmitteleinzelhandel und der Onlinehandel sowie teilweise der Weinfachhandel haben in vielen Ländern von diesen Verschiebungen profitiert. Die durch Covid-19 fehlenden Auslandstouristen führten jedoch in vielen Weinbauländern zu einem starken Einbruch des lokalen Weinkonsums.

2. Die Auswirkung der Covid-19 Krise auf die Weinproduzenten variierte in Abhängigkeit ihres Absatzfokus. Vor allem kleinere Weingüter waren besonders von den Schließungen der Gastronomie und Hotellerie sowie den ausbleibenden Touristen betroffen.

3. Durch die weltweit zeitgleichen Auswirkungen der Pandemie kam es außerdem zu einem globalen Rückgang der Weinexporte, vor allem in Länder mit einem hohen Anteil an Weinkonsum zu sozialen Anlässen und in Restaurants. Die Branche erwartet nur eine sehr langsame Erholung von Tourismus und Export und rechnet für das Jahr 2021 mit einer weiteren Verschlechterung der ökonomischen Lage. Für die Mehrzahl der Weinproduzenten in Spanien, Frankreich und Italien waren mehrere ihrer wert- und volumenmäßig stärksten Absatzkanäle gleichzeitig negativ betroffen. Auch die Steigerungen des Onlineverkaufs konnte dies bei weitem nicht kompensieren.

4. Als Reaktion auf die Pandemie intensivierten sowohl der Handel als auch die Produzenten in ihre Onlinekommunikation, eröffneten Onlineshops, führten Onlineverkostungen durch und boten Lieferservice an. Diese durch Covid-19 stark beschleunigte digitale Transformation der Weinbranche wird sich aus Sicht der Experten auch in Zukunft weiter fortsetzen.

5. Kostensenkungen und staatliche Hilfsprogramme haben umfangreiche Entlassungen und Betriebsschließungen bisher abwenden können. Die Experten erwarten jedoch eine Konsolidierung und zunehmende Konzentration der Branche, wenn im Zuge des weiteren Verlaufs der Pandemie zahlreiche Betriebe aufgeben müssen. Die Unternehmen werden in Zukunft auch eine stärkere Diversifikation auf verschiedene Absatzkanäle und Absatzmärkte anstreben, um ihr Risiko besser zu streuen. So versuchen Produzenten vor allem auf das Direktkundengeschäft und den Lebensmittelhandel auszuweichen, was den Wettbewerb in diesen Kanälen in Zukunft weiter verschärfen wird. Es wird befürchtet, dass Kostensenkungen und aufgeschobene Investitionen auch die Anpassung der Weinbranche an den Klimawandel und die Steigerung der ökologischen Nachhaltigkeit verlangsamen werden.

6. Auch wenn viele Konsumenten sich in der Pandemie mit Wein verwöhnt haben, erwarten die Experten für die Zukunft durch die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 eher preissensiblere Kunden und einen geringeren Absatz von Premiumweinen. Dagegen wird erwartet, dass sich der globale Absatz von Wein insgesamt nach Covid-19 zum größten Teil wieder
erholen wird. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 1-2/2021