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Alkoholgehalt einmal anders

Neulich auf der Hundewiese im Stadtpark gab es heftige Diskussionen. Der kleine schwarze Schnauzer, dessen Herrchen in einer Hundefutterfabrik arbeitet, hat sich heftig beklagt, dass sein Herrchen in Zukunft das wunderbare Hundefutter kaufen solle. Bisher bekamen nämlich Menschen, die in der Hundefutterfabrik arbeiten, das Futter für ihre Hunde billiger. Jetzt habe jemand gefordert, diese Vergünstigung abzuschaffen.

Ich habe dann mal bei meinem schlauen Frauchen gefragt, was es mit dieser Regel auf sich hat. Das Ganze nennt man Deputatlohn. Das lateinische Wort deputare bedeutet „abschneiden“. Gemeint ist ein bestimmter Teil des Lohns oder Gehalts, der in Naturalien gezahlt wird. Das kann Schokolade, Fleisch, Brot, Mineralwasser oder vieles andere sein. Für das Deputat gibt es bestimmte Grenzen, bei deren Überschreitung die Naturalleistungen versteuert werden müssen.

Meine Frage, warum man das jetzt abschaffen wolle, konnte Frauchen auch nicht beantworten. Alle Beteiligten, also Arbeitgeber und Gewerkschaften und die Beschäftigten sowieso, sind mit der Lösung zufrieden. Aber da gibt es jemanden, dem das nicht passt, das heißt nicht bei Schokolade, nicht bei Fleisch oder Brot, nicht bei Mineralwasser, nein, nur beim Bier. Die Frau kommt auch noch aus Bayern, einem Freistaat, wo Bier immer noch häufig als Lebensmittel eingestuft wird.

Begründet wird die Forderung übrigens mit dem Kampf gegen Alkoholmissbrauch, als wenn die Beschäftigten in den Brauereien besonders anfällig wären. Komisch, dass mal wieder das Bier herhalten muss, wenn es um Alkoholmissbrauch geht. Gehören verbilligte Flüge für Mitarbeiter von Fluglinien nicht auch zum Deputat und fördern solche Flüge nicht den Klimawandel? Gilt das nicht auch für Fleisch, von dem wir alle weniger verzehren sollten? Macht Schokolade nicht auch abhängig und führt eventuell sogar zu Übergewicht?
Besonders gefallen hat Frauchen aber der Satz, mit dem die Beauftragte ihren Vorstoß begründet hat: „Gehalt wird bei uns in Euro gezahlt, nicht in Alkohol!“ Frauchen überlegt jetzt aus Trotz, sich einen Teil ihres Gehaltes in Hundefutter auszahlen zu lassen …

Euer Viktor