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Bier mit mir

„Beer with me“ – so heißt die App, die ich unlängst beim Durchsehen der Gratis-Apps im App-Store entdeckt habe. „Don’t drink alone! Check in to notify your friends where you are enjoying your beer“, heißt es auf der Website des Entwicklers. Nicht schlecht die Idee, dachte ich. Freunde auf ein Bier einladen. Coole Sache, funktioniert bestimmt gut, wenn man in Großstädten wie Köln, Berlin oder München wohnt. Aber wie läuft das in der Provinz?
Ich erinnere mich, dass es in der Gegend, in der ich als Kind lebte, an jeder Ecke eine Kneipe gab. Damals gab es dort noch eine nennenswerte Stahl­industrie, deren Arbeiter nach der Maloche erst mal ein Bier brauchten, bevor sie nach Hause gingen. Obwohl noch nicht volljährig, konnte ich damals ein Bier für 80 Pfennig bekommen (lasst Euch das einmal auf der Zunge zergehen: 80 Pfennig, umgerechnet etwa 40 Eurocent). Die Kneipenbesitzer drückten da oft ein Auge zu, das wäre heutzutage nicht mehr so einfach. Mit dem Niedergang der Stahlindustrie sind Ende der 70er- und während der 80er-Jahre diese Kneipen sukzessive weggestorben. Heutzutage findet man solche Kneipen nur noch in der Innenstadt, und man kann sie an drei Fingern abzählen.

Hinzu kommt, dass die meisten meiner Freunde inzwischen aus den üblichen Gründen verschieden sind. Die unappetitlichen Einzelheiten erspare ich mir jetzt, Ihr könnt es Euch schon denken: Motorradunfall, Arbeitsunfall, Lungenkrebs und anderes. Das Übliche eben. Da ist mein Freundeskreis arg zusammengeschrumpft, und nur wenige Frauen sind übrig geblieben (ist ja klar, Frauen leben in der Regel gesünder), und die trinken doch lieber mal ein Gläschen Wein.

Und da sind wir schon beim entscheidenden Kritikpunkt. „Coole App, aber der Most fehlt!“, schrieb ein Kritiker. Aber wie klingt denn das? Wein mit mir: die App für Heulsusen? Trotzdem, man würde die Menge der trinkfreudigen Freunde erheblich vervielfachen, wenn man diese App „Drink with me“ nennen würde und auch Wein und Spirituosen einbeziehen könnte. Sozusagen als Einladung zu einer Verkostung. Insofern ist das Ding noch ausbaufähig!
Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich die App noch nicht ausprobiert habe. Vielleicht kann man ja so auch neue Freunde finden. Müssen ja nicht alles Alkis sein, oder? Der Kommentar eines begeisterten Nutzers lässt mich daran allerdings zweifeln: „Einfach grenzgenial! Beste App, die es gibt, hab die App seit einer Woche und bin seither nicht mehr nüchtern geworden. Ich liebe diese App, es macht mir echt Freude, Alkohol zu konsumieren und das mit meinen Kumpels zu teilen.“

Na ja, sich gesellig totzusaufen sollte eigentlich nicht Sinn der Sache sein, oder?

Euer Viktor