„Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast!“ Diesen Spruch kennt nicht nur Frauchen, sondern den kennen wohl die meisten Leserinnen und Leser dieser Zeitschrift. Und was man alles mit Statistiken machen kann! „Der Anstieg der Arbeitslosigkeit konnte verlangsamt werden“ – heißt natürlich nicht, dass die Arbeitslosigkeit gesunken ist, sondern nur, dass sie nicht mehr so schnell steigt wie früher.
Aber so sucht sich jede/jeder genau die Aspekte heraus, die einem am besten in den Kram passen. Und wenn sich auf Anhieb nichts finden lässt, dann sucht man eben etwas aus, auf das vorher noch keiner gekommen ist.
So machte es jüngst eine Messegesellschaft aus dem Süden der Republik. Die verkündete stolz, dass 2013 das umsatzstärkste ungerade Jahr gewesen sei. Auf eine solche Idee muss man erst einmal kommen! Ungeahnte Möglichkeiten tun sich für jene Presseverantwortlichen auf, die fit in Mathe sind: umsatzstärkstes durch drei teilbares Jahr, umsatzstärkstes Primzahlenjahr, umsatzstärkstes Potenzzahlenjahr, umsatzstärkstes Jahr mit der Quersumme 17 und so weiter (Frauchen bittet darum, weitere Ideen unmittelbar an die Redaktion zu schicken).
Und wenn so ein Zahlenteufel einmal loslegt, dann ist er kaum zu bremsen, denn auch in der offiziellen Pressemeldung zum Ungerades-Jahr-Rekord wimmelt es von Zahlenbildern: „2013 schlug’s 13 – so lässt sich das Jahr auf einen Punkt bringen. Die vergangenen 12 Monate …“ Und wenig später: „2013 war zudem ein Jahr der Jubiläen – und das schon ein Jahr bevor das Unternehmen selbst einen runden Geburtstag feiert. Das ist dann 2014 …“ (Auch darauf, dass auf 2013 das Jahr 2014 folgen wird, wäre wahrscheinlich von selbst niemand gekommen.)
Und vielleicht sollte sich mancher Presseverantwortliche bei Zahlen und Statistiken an den Spruch erinnern, der dem früheren Bundespräsidenten Johannes Rau zugeschrieben wird: „Für viele hat die Statistik die gleiche Funktion wie die Straßenlaterne für den Betrunkenen: Sie gibt ihm Halt, ohne ihn zu erleuchten.“
Euer Viktor