Mein Frauchen war für ein paar Tage verreist, und sein Neffe hat auf mich aufgepasst. Das ist so ein junger, cooler Typ und hat immer super Sprüche drauf. „Heute gehen wir mal nicht auf die Ausgehwiese“, meinte er, „heute fahren wir mal an den See und hinterher was Leckeres essen.“ Geil, und vorne sitzen durfte ich auch. Nachdem wir uns so richtig ausgetobt hatten, fuhren wir direkt zu einem KSF. „Jetzt gibt’s erst mal richtig was zu futtern“, freute sich der Neffe – und ich erst mal.
Am Eingang kam gleich ein Mensch mit so einem Schiffchen auf dem Kopf und schaute streng: „Hunde dülfen hiel nikt lein.“ – „Wie?“, fragte der Neffe. „‚Hunde dülfen hiel nikt lein‘ – was heißt das denn? Auch nicht auf die Terrasse?“ – „Nee, auk nikt auf die Telasse“, lächelte der Herr mit der Mütze freundlich. Dann machte er die Tür vor meiner Hundenase zu. „Dann mal anders“, grummelte der Neffe, und wir setzten uns wieder ins Auto, fuhren einmal auf die andere Seite und stoppten am Drive-in-Schalter. „Auf ein Neues“, grinste er. Der coole Neffe drückte einen Knopf an der Sprechanlage.
„Hiere Bechelung hippe“, ächzte es aus der Anlage. So wie auf Frauchens alten Schallplatten. Der Neffe schaute mich augenzwinkernd an und schrie in das Dosentelefon: „Haben Sie auch Huhn?“ – „Schicken?“, knarzte eine Stimme zurück. – „Nee, ich nehme es gleich mit, wenn’s geht.“ Der mit der Mütze am anderen Ende macht eine Sprechpause. „Sie meinen Chicken“, trötete der Neffe in den Sprechkasten. „Ach nee, haben Sie nicht gepresste Kuh in Pappteig?“ – „Hambulger“, ächzte die Mütze zurück. – „Nee, wir sind von hier.“
„Möchten Sie einen HAMBURGER?“, schrie jetzt eine andere Stimme hörbar sauer. – „Okay, okay, ja, zweimal bitte.“ – „Schieß?“, fetzte es aus der Anlage. „KÄÄÄSE?“ – „Ach ja, gerne, haben Sie vielleicht hauchdünn gehobelten Parmareggio?“ – „Was dazu?“ – „Na klar, diese dünnen Kartoffelstifte.“ – „Pommes?“, brüllte der andere genervt. – „Ja, meinetwegen“, grinste der Neffe. – „Groß, mittel, klein?“ – „Von jedem etwas, und das doppelt.“ – „Sag mal, willst du mich verarschen?“, schrie der Typ und schaute durch das kleine Fenster. „Also, was fürn Getränk?“, meinte er jetzt wieder ruhig. – „Haben Sie einen schönen trockenen Riesling?“, fragte der Neffe freundlich. – „Ich komm gleich raus und geb dir Riesling.“ – „Aber nicht den guten Wein verschütten“, konterte der Neffe. Hinter uns hupte schon ungeduldig ein tiefergelegter 3er-BMW mit Doppelauspuff und Sportfelgen. Der Fahrer in weißer Joggingjacke nörgelte: „Eh Alter, mach hin, isch hab eilisch.“
„Schluss, aus, tutti, sechs Euro fuffzig“, meinte der arme Kerl von KSF und knallte die Tüte auf das Ausgabebrett. „So einfach geben wir nicht auf“, sagte der Neffe leise zu mir. Dann hielt er einen 200-Euro-Schein durch die Essensausgabe, fragte: „Kann ich ’ne Quittung haben, ist ein Geschäftsessen mit meinem Partner?“ – und zeigte mit dem Daumen zu mir auf den Beifahrersitz.
Komisch, irgendwie verstehen sich die Menschen nicht so richtig. Da haben wir es doch besser, eine Sprache. Wenn ich das auf meiner Ausgehwiese erzähle, das glaubt mir kein Hund. Aber lecker war’s allemal.
Euer Viktor