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Brief an Angie …

Nach den strengen Sicherheitskontrollen und dem dadurch verspäteten Einlass ins Stadion beim Champions-League-Spiel Juventus Turin gegen den FC Bayern München kam bei den Bayern-Fans richtig Frust auf. Der Präsident des bayerischen Landkreistags, Christian B., selbst als Fan im Turiner Stadion, war so sauer, dass er nun einen Brief an die Kanzlerin geschickt hat. Offen beschreibt er die Willkür und „sogar körperliche Gewalt“ italienischer Sicherheitsorgane gegenüber deutschen Staatsbürgern. Christian B. bittet Frau Merkel, dass die zuständigen Stellen sich dem Thema widmen sollen.

Nun sollte der Fußballfan aber schon wissen, dass die Sicherheitsvorschriften in Italien erheblich strenger sind als in deutschen Stadien. Zudem sind die Tickets personalisiert und werden in Verbindung mit dem Personalausweis kontrolliert. Das dauert nun einmal länger. Und dann habe sogar ein Polizist einen Münchner Fan gegen einen Zaun geschubst, da habe Gefahr für Leib und Leben bestanden, so der bayerische Politiker. Ja ist es denn möglich?

Jeden Morgen, wenn ich in die zum Bersten volle U-Bahn will, wird geschubst, gedrängelt und gedrückt, was das Zeug hält. Manchmal bleibt sogar die Tür geschlossen. Dann bleibt nur die nächste Bahn. Da stellt sich immer die Frage: Warum hängen die zu Stoßzeiten nicht noch einige Waggons an? Da werden schon Abertausende an die Bahn geschrieben haben. Und was ist geschehen? Nichts.

Aber soll jetzt hier der Ärger über die scharfen Kontrollen in die Verlängerung gehen? Und was kann Frau Merkel da machen? Nun, da hat sie ja einige Optionen. Sie könnte den italienischen Botschafter einbestellen und ihm die Gelbe Karte zeigen. Oder aber auch die Grenzen dichtmachen und den Tifosi die Einreise zum Rückspiel in München verweigern. Das würde dem Landkreistagspräsidenten vielleicht gerade recht kommen. Oder sie legt eine Obergrenze fest. Also sagen wir einmal: zwölf italienische Fans, mehr nicht. Auch damit könnte der Bayer wahrscheinlich leben. Am wahrscheinlichsten aber ist, sie sitzt das wie gewohnt aus, schreddert den dämlichen Brief und freut sich auf das Rückspiel. Das wäre das Beste. Aber gibt sich ein bayerischer Landkreistagspräsident damit zufrieden? Wohl eher nicht.

Kaum zu glauben, worum sich die Kanzlerin so kümmern soll. Als hätten wir keine wichtigeren Probleme zu lösen. Wenn ich zum Derby meiner schwarz-gelben Götter gegen die Blau-Weißen aus Schlacke in den Dortmunder Fußballtempel marschiere, sind die Sicherheitsdienste auch nicht gerade zimperlich. Immerhin müssen sie für Ordnung und die Sicherheit von 85.000 Fans sorgen. Das ist schon eine enorme Verantwortung. Nichts für ungut, aber so ein Schwachsinn ist mal wieder typisch bajuwarisch.
Versichern können wir dem bayerischen Landkreistagspräsidenten nicht, dass Frau Merkel sich kümmern wird. Aber die Daumen für das Rückspiel haben selbst wir im tiefsten Ruhrpott ganz fest für den FCB gedrückt. Und das hat ja auch geholfen.

Glück auf, Euer Viktor