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Ein Löffelchen voll Zucker: trockene Innovationen in traditionell ­süßem Anbaugebiet

Von Paula Redes Sidore & Stuart Pigott

Mary Poppins ist wohl für das löffelweise Verabreichen von Zuckerlösungen sowie die süße Folgsamkeit ihrer Schützlinge in Erinnerung geblieben. Würde Mary aber ihre inzwischen erwachsenen Schützlinge heute begrüßen, gäbe es statt des süßen Tropfens wahrscheinlich ein Glas trockenen Weins. Und sieht man sich die Zahlen an, wäre Mary damit nicht allein.
Aus verschiedenen Gründen – vom Klimawandel über den veränderten Geschmack der Weintrinker bis zur harten wirtschaftlichen Realität – sind weltweit viele der traditionell süßen Weinbauregionen inzwischen trocken. Nicht im Sinne von alkoholfrei, sondern im Sinne von zuckerfrei. Diese Veränderungen führten zu beeindruckenden Innovationen, die auf der ProWein, der weltweit größten und wichtigsten Weinmesse, vom 15. bis 17. März 2020 zu sehen und zu schmecken sein werden.

Sauternes: Erhalt der Tradition dank Innovation

Manche Trends ergeben sich ganz einfach aus der Tatsache, dass sich der Geschmack der Konsumenten verändert. Nehmen wir zum Beispiel Sauternes. Die Dessertweine dieser Region begeisterten ganze Generationen und galten innerhalb einer bestimmten Schicht lange als opulent-ikonische – und unverzichtbare – Gaumenfreude.
Doch jede Legende ist zu gewissem Maße auch in der Realität verwurzelt, und im Fall von Sauternes lässt sich die Tradition nicht immer gut mit einer modernen Weinproduktion verbinden. Die Handlese mit mehrfachen Durchgängen, Beere für Beere, die für die Produktion dieser klassischen Weine vonnöten ist, bedeutet kleine Erntemengen bei gewaltigen Produktionskosten. Im 20. Jahrhundert waren die vielen finanziellen Krisen und Naturkatastrophen, Weltkriege und sinkende Weinbergpreise eine Belastung für die Produktion – und was die Qualität betrifft in vielen Fällen eine Herausforderung. Dazu kommt noch, dass nicht nur die Zielgruppe der traditionellen Weintrinker älter wird, sondern dass es auch eine Schwemme älterer Jahrgänge auf dem Markt gibt.

Ein paar Pioniere der Gegend sahen in dieser Krise die Gelegenheit, das Angebot ihrer Region auszuweiten, ohne ihr Erbe zu verwässern. Trotz massiven historischen Drucks, sich an das zu halten, was funktio­niert – nämlich Süßwein –, läuteten die Winzer historischer Anwesen, zum Beispiel Oliver Bernard von Château Guiraud, die Veränderung ein, indem sie auch trockene Weine produzierten. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 01-02/2020