Da sitzt nun Schleifchen, das bei Irma la Douce wohnt, mit meiner champagnerfarbenen Pudelfreundin zusammen und beredet, wie der Hotelier von Irma dazu gebracht werden kann, dass sie auch in den Genuss der abgesenkten Steuer auf ihren Zimmerpreis kommt. Er meint, er werde das Wachstum durch neue Betten beschleunigen.
Da kommt Herr von Fuchsberg um die Ecke geschlichen und berichtet, dass die Brauer sich nach Berlin aufgemacht hätten. Sie wollten erreichen, dass Bier als lebensnotwendiges Grundnahrungsmittel anerkannt und auch nur mit der abgesenkten Mehrwertsteuer beaufschlagt werde. Die Abgeordneten könnten dann bei der Brauerei ihrer Wahl wie ein Mitarbeiter auch das Deputat beziehen.
Die Verkünder der Geheimnisse des Getränkemarkts fürchten um die Zahl der Zuhörer bei ihren Events. Sie suchen nun verzweifelt Hotels, die die Preise gesenkt haben, denn sonst verteuern sich doch die Übernachtungen, weil die abzugsfähige Umsatzsteuer geringer ausfällt.
Der einzige Glückliche ist mein Freund Benno, der Lagersheriff meines Bierkutschers. Zuerst war er stinksauer, als die Bierlaster nur so bei ihm auf den Hof rollten und er von Herrn von Fuchsberg auch noch hörte, wie die Biermana¬ger sich damit die Taschen füllten. Wo sollte das ganze Zeug hin, und wer soll es kaufen? Aber als er erfuhr, dass Ware mit abgelaufenem MHD zurückgegeben werden könne, sah er den Lichtstrahl am Horizont, seine überlagerten Bestände loszuwerden. Den Biermanagern konnte dies ja egal sein, denn für ihre Boni zählt ja nur der Ausstoß und nicht die Abschreibungen für unverkäufliche Ware im nächsten Jahr.
75 Jahre Bierdose: Eine traurige Fangemeinde hat sich hinter dem Palettenlager bei Benno bei schummrigem Licht versammelt. Da sitzen sie nun mit Bierdosen aus aller Welt und den Restbeständen deutscher Brauereien, die sie auf Flohmärkten erstanden haben. Er sinniert so vor sich hin und fragt sich: „Haben wir dieses Schicksal wirklich gewollt? Hätte hier nicht der Artenschutz die Dose in Deutschland retten müssen?“
Da fällt ihm ein, dass der Anteil der Plastikflaschen, die wiederbefüllt werden, immer weiter zurückgeht und die Säcke mit Plastikmüll die Getränkemärkte seines Chefs verstopfen. Er hat das Telefonat seines Chefs mit dem Bundes-Bernhardiner mitbekommen, der sich bitter darüber beschwerte, dass die Bepfandung der Plastikpullen in keiner Weise dazu beigetragen habe, dass er im Wassergeschäft noch Geld verdienen könne. Dem Verbraucher sei es vollkommen Wurst, ob die Flasche wiederverwendet oder zu Müll zerdrückt werde.
Wichtig ist für ihn nur der Preis ohne den Aufschlag des Zwischenhandels. Bald wird die Mehrwegflasche nur noch in Design¬ausstellungen zu sehen sein. Nächste Woche brechen mein Frauchen und ich auf, um Hotels zu testen. Wir befürchten, dass der Mehrwertsteuersatz korrekt sein, sich aber nicht im Endpreis niederschlagen wird. Vielleicht werden wir auch von renovierten Zimmern und sauberen Toiletten überrascht, das könnte möglicherweise das Wachstum beschleunigen.
Euer Viktor