Deutschland geht es gut. Es ist lange her, dass sich unser Land in einer so ausgezeichneten Verfassung präsentiert hat. Die christlich-liberale Koalition unter Angela Merkel hat seit dem Herbst 2009 die Rahmenbedingungen für den Aufschwung von Deutschland weiter verbessert. Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz ist seinem Namen gerecht geworden.
Das hat die CDU in ihrer Halbzeitbilanz im Juni 2011 feierlich festgestellt. Aber jeder weiß auch: Wenn man zur Halbzeit führt, kann am Ende der Spielzeit noch eine deftige Klatsche herauskommen. Es geht uns also gut, aber sind wir auch glücklich?
Und da kam eine Meldung, an der keiner vorbeikam und auf die Frauchen und wahrscheinlich ganz Deutschland so dringend gewartet haben. Unsere gute, alte Deutsche Post hat eine Studie in Auftrag gegeben. Und das Ergebnis, das uns Professor Raffelhüschen präsentierte, war einfach sensationell. Ein Glücksatlas, der in keinem Haushalt fehlen darf, bescheinigt uns: Wir sind so glücklich wie zehn Jahre lang nicht mehr.
Na also, wo wir doch immer als so „miesepeterig“ dargestellt werden. Okay, ein paar Milliönchen sind immer noch nicht ganz so happy wie die Hamburger, aber was soll’s.
Nun könnte man ja vermuten, dass die tolle Halbzeitbilanz der Regierung beim Wahlvolk nicht so richtig ankam und die Oberen sich gedacht haben, den Motzkis da unten ist aber auch nichts recht. Die wollen wahrscheinlich auch noch glücklich sein. Da mögen sich die Strategen der Kauder-Partei und ihre cleveren PR-Agenturen gefragt haben, wie sie die „Deutschland geht es gut“-Botschaft noch besser unter das Wahlvolk streuen. „Mault nicht rum, es geht euch gut und ihr seid glücklich“ müsste die Botschaft lauten. Eine passende Studie mit dem gehaltvollen Titel „Glücksatlas Deutschland 2011“ könnte doch Abhilfe schaffen. Und wenn da noch Deutsche Post draufsteht und es von Professor Raffelhüschen wissenschaftlich gestützt wird, ist das absolut glaubwürdig.
Da gewinnt Frauchen den Eindruck, als würden die Regierenden denken, wir schenkten einer „Glücklichsein“-Studie der Deutschen Post mehr Vertrauen als einer Halbzeitbilanz der deutschen Regierung.
Auf alle Fälle hat unser „Glücklichsein“ die Medien so beherrscht wie lange Zeit keine Meldung mehr. Das ZDF widmete dem „Glücksatlas“ im „heute-journal“ volle ACHT Minuten Sendezeit inklusive VIER Minuten Interview mit Professor Raffelhüschen. Da hat sich Frauchen aber ganz doll gewünscht, dass der arme Klaus Kleber nach einer Minute zu Gundula Gause abgibt und wir wieder mit echten Nachrichten versorgt werden. Na ja, was soll’s. Wer weiß schon, wer dem Nachrichtenchef des ZDF so die Themenlänge vorgibt? Auf alle Fälle sind die Hamburger superglücklich und die Thüringer eher wieder die Miesepeter.
Da empfiehlt der Professor, die Ossis sollten doch ab und zu einmal mit einem Wessi ein Bierchen trinken. Das schließe die Glückslücke zwischen Ost und West. So einfach ist das. Und dass Gesundheitsprobleme, Scheidung, Arbeitslosigkeit oder gar der Verlust eines lieben Menschen Glückshemmnisse seien, hat uns der Herr Professor auch verraten. Auf so etwas wäre der deutsche Michel alleine auch gar nicht gekommen. Toll. Danke, liebe Post.
Irgendwie hatte Frauchen das Gefühl, als Nächstes komme das Verdummungsbeschleunigungsgesetz. Und als es seinen Beschwerdebrief an das ZDF mit einer Marke der Deutschen Post beklebte, war es auf einmal so richtig unglücklich.
Euer Viktor