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Wettbewerbsvorteile

Wer behauptet, Fernsehen mache doof? Der Bildungsfaktor des TV-Mediums ist besser als sein Ruf. Ständig sieht man Sendungen, die mit Schlauheiten und nützlichem Wissen probieren, unser Level an Allgemeinbildung anzuheben. Vielleicht ist das der Versuch, die durch Pisa dokumentierten Lernlücken nachträglich auszugleichen. Wie auch immer.
Letztens ging es in einer dieser Sendungen um Bier und warum es in der Regel in getönten Flaschen abgefüllt wird. Logisch, dass ich sofort aufmerksam zuhörte. Bei dem Wort „Bier“ werde ich automatisch hellhörig, schließlich geht es um mein Lieblingsgetränk.

Normalerweise sieht man Flaschenbier ja immer mit braunem oder grünem Glas. Das edle Getränk soll durch die Tönung vor ultravioletter Strahlung geschützt werden, denn die UV-Strahlung verwandelt den wertvollen Saft mit der Zeit in eine ungenießbare Plörre. Hatte ich schon gewusst oder geahnt, aber es gibt auch Flaschenbier im Klarglas mit integriertem UV-Schutz. Das war sogar mir neu. Gut, Flaschenbier in Klarglasflaschen hatte ich schon gesehen, aber nie darüber nachgedacht, warum die Haltbarkeit auch ohne Konservierungsmittel gewährleistet ist.

Ist klar, die Bierbrauer, Designer, Entwickler suchen ständig nach neuen Lösungen, wie sie sich von der Konkurrenz unterscheiden können. Der kleine, auffällige Unterschied kann
zum Wettbewerbsvorteil werden. War ja auch der Grund für die Entwicklung der Langhalsflasche. Eine Bremer Brauerei ließ deswegen die Klarglasflasche mit UV-Schutz entwickeln und verkauft auch ihre Mixgetränke im UV-Glas. Immerhin scheint die Brauerei damit erfolgreich zu sein.

Apropos Wettbewerbsvorteil: Der US-Strafzollpräsident versucht ja was Ähnliches. Wettbewerbsvorteile durch Strafzölle zu erzwingen, empfinde ich aber als eine unfaire Strategie. Deutsche Winzer können ein Lied davon singen. Sie fürchten um ihre USA-Geschäfte. Das wichtigste Exportland für deutsche Weine wurde über Jahrzehnte für den deutschen Wein, insbesondere für den Riesling, beackert. Diesen mühsam eroberten Marktanteil versuchen die Winzer jetzt mit Rabatten zu halten. Das mag kurzfristig helfen, aber langfristig werden sich die Weinbauern neue beziehungsweise zusätzliche Märkte erschließen müssen.

Und was kann ich da tun? Vielleicht, ohne auf mein geliebtes Bier zu verzichten, auch mal wieder einen netten Riesling zischen, um Mister T.s Willkür gegen deutsche Winzer etwas entgegenzusetzen. Ja, ich denke, das ist gar keine schlechte Idee. Oder?

MfG
Viktor