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Wo hinterm ICE-Bahnhof steil der Weinberg ansteigt

Von Christoph Hahn

Es kann in Trier sein, in Stuttgart oder Würzburg: Aus dem weißen Rauschen der Verkehrsströme aus Autos, Lkws und Fahrzeugen des öffentlichen Personennahverkehrs schält sich das fette Tuckern von Traktoren oder anderen Schleppern heraus. Denn mitten in der Stadt oder an ihren mit Hoch- und Einfamilienhäusern bestandenen Rändern gibt es etwas, was für die meisten Menschen untrennbar mit weitem Land zusammenhängt: Weinbau, und das auf hohem bis höchstem Niveau.

Olewig und der Deutschherrenhof (www.weingut-deutschherrenhof.de) sind da schon Sonderfälle, denn der Heimatort des jungen Winzers Sebastian

Oberbillig ist eher ein Dorf für sich, das sich gewissermaßen an die Groß- und Universitätsstadt kuschelt, eine kleine Welt für sich, merklich ruhiger als die Welt ringsum.

Oberbillig (ihn noch immer ein Talent zu nennen, kommt einer noch nicht einmal besonders subtilen Beleidigung gleich), der das Gut zusammen mit seinem Vater Albert bewirtschaftet, gehört zu denen, die den Wein aus Trier bei Konsumenten wie bei professionellen Begutachtern wieder auf den Merkzettel gebracht haben. Das Mitglied des innovativen Winzernetzwerks Moseljünger genießt die relative Ruhe von Olewig – dort findet sich mit dem Sterne­restaurant Becker’s (www.beckers-trier.de) auch ein Beispiel für aufsehenerregende Architektur an der Mosel – als Rückzugsraum.

Seine Weine sind so ein bisschen wie er selbst: Sie verbinden Tradition und Moderne. Es sind authentische, traditionelle Mosel­gewächse, denn sie präsentieren den Riesling von seiner fruchtbetonten Seite, auch und gerade bei den stärksten Weinen, denen aus dem trockenen und halbtrockenen Bereich.

Derweil der Blick aus dem Wingert, je nach Standort, auf Konstantinsbasilika und Dom fällt, wachsen an den Hängen des Petrisbergs Rieslinge heran, die ebenso modern (mineralisch und schlank) wie traditionell (mit einer deutlichen Fruchtnote ausgestattet) sind. Wichtig ist dem Juniorchef des 9,5-Hektar-Betriebs die Lage Deutschherrenköpfchen, von der er seit Januar 2007 0,75 Hektar besitzt und die er zu einer Art Premiumlage entwickeln will – schon weil die Weine von dort aufgrund des hohen Steinanteils sehr viel mineralischer ausfallen als die Gewächse anderswo.

Das Gros der Parzellen, insgesamt vier Hektar, findet sich am Deutschherrenberg. Am Burgberg mit seinem hohen Lehmanteil hingegen wachsen die Weiß- und die Spätburgunder des Hauses. Ausgesprochene Charakterköpfe – was ganz und gar nicht heißt, dass die anderen Weine gesichtslos sind – gibt es im Oberbillig-Repertoire vor allem zwei:

Sebastian No1 (Nach wem der wohl benannt sein mag?), eine Rieslingcuvée, steht für eine neue Weinkultur, in der junge Leute Weine für junge Leute machen. Straff gewirkt, auch in jun- …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 6-7/2013