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500 Jahre Reinheitsgebot – „eine Erfolgsgeschichte“ und die jungen Wilden an den Braukesseln

von Monika Busch.

„Das muss ein Gesetzgeber erst einmal schaffen – eine Vorschrift zu treffen, die auch 500 Jahre später im Kern noch gilt und dann sogar noch gefeiert wird. Das Reinheitsgebot ist ein solcher Ausnahmefall. Bier ist, kann man in modernen Worten sagen, ein Beispiel für Nachhaltigkeit“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer Festrede auf der zentralen 500-Jahr-Feier am 22. April in Ingolstadt.

Rund 800 geladene Gäste lauschten im Festzelt der Rede. Unter den Ehrengästen waren auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Johannes Singhammer, Unionsfraktionschef Volker Kauder, Grünen-Parteichef Cem Özdemir, Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch, CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, Max Straubinger, der Präsident des Deutschen Instituts für Reines Bier, Unionsfraktionsvize Gitta Connemann, Umweltstaatssekretär Florian Pronold sowie Luitpold Prinz von Bayern, dessen Vorfahren das Reinheitsgebot 1516 in Ingolstadt verkündet hatten.

Regierungschefin Merkel umschmeichelte in ihrer Festrede die deutsche Brauwirtschaft und vergaß auch nicht, für das Freihandelsabkommen TTIP zu werben. „Der Bierabsatz stagniert hierzulande – wenn auch auf hohem Niveau. Allerdings ist festzuhalten, dass der Export für die deutschen Bierbrauer an Bedeutung gewonnen hat. Immerhin fließen schon fast 17 Prozent ins Ausland. Es gibt in vielen Wirtschaftszweigen ähnliche Trends.

Das heißt, die deutsche Wirtschaft insgesamt profitiert von der Globalisierung und treibt sie inklusive des Bieres zugleich mit voran. Das ist nur möglich, weil unsere Unternehmen mit Qualität auf den Weltmärkten zu überzeugen wissen. Und das gilt auch für deutsches Bier, das Weltruf genießt. Dabei stehen die europäischen Partner ganz vorne. Also ist die EU auch für deutsches Bier der größte Binnenmarkt der Welt. Es erfreut sich aber auch außerhalb Europas wachsender Beliebtheit. Daher ermuntere ich die Kritiker von Freihandelsabkommen, noch einmal genau nachzudenken, welche Chancen sich doch auch im Bierhandel ergeben.

Ich weiß, dass es insgesamt durchaus Fragestellungen im Hinblick auf die Vereinigten Staaten von Amerika gibt. Zwischen den USA und der EU bestehen zwar bereits enge Handelsbeziehungen, aber wir könnten sie durch ein Partnerschaftsabkommen noch besser gestalten. Es bestehen Zölle und vor allem auch bürokratische Hürden. Man könnte es mit deren Abbau doch ermöglichen – so meine Überzeugung –, dass viele mittelständische Brauereien, die heute noch kaum Möglichkeiten haben, auf dem amerikanischen Markt Fuß zu fassen, bessergestellt werden würden“, so die Bundeskanzlerin. Sie betonte, dass das Reinheitsgebot nicht nur für Tradition stehe, sondern auch Raum für Innovationen lasse. Merkel: „Das ist eine Erfolgsgeschichte, hinter der fraglos viel Leidenschaft und viel Arbeit steckt – auf den Feldern, in den Hopfengärten, in Mälzereien, in Brauereien, im Verkauf und im Ausschank.“

Viel Applaus gab es, als Merkel Reichskanzler Bismarck zitierte: „Es ist ein Grundbedürfnis der Deutschen, beim Biere schlecht über die Regierung zu reden“, und hinzufügte: „Außer natürlich, wenn es um die bayerische Staatsregierung geht.“ Mit ihrer launigen Rede überzeugte die Regierungschefin den einen oder anderen Brauer. Zu hören war beispielsweise: „Frau Merkel hat um zwei Punkte zugelegt.“

Für die bayerische Staatsregierung erklärte die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (sie vertrat Horst Seehofer, der in Berlin weilte), das Reinheitsgebot berühre „die Seele des Landes“. Aigner: „Für uns ist Bier mehr als nur ein Lebensmittel. Bier ist für uns ein Lebensgefühl, das einhergeht mit Genuss, mit Geselligkeit, mit Freiheit.“

Der Präsident des Deutschen Brauer-Bunds, Dr. Hans-Georg Eils, sagte zur Urkunde, die am 23. April 1516 in Ingolstadt unterzeichnet worden war, diese habe das Produkt Bier erstmals definiert. Er erklärte: „Künstliche Zusatzstoffe, die in der gesamten EU erlaubt sind, werden in Deutschland konsequent ausgeschlossen. Damit ist dieses uralte Gebot heute aktueller denn je. Während die E-Nummern bei manch anderen Lebensmitteln kaum noch aufs Etikett passen, bleibt das Bierbrauen bei uns auf die Verwendung von vier natürlichen Zutaten beschränkt: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe.“ …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 06-07/2016