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Die wundersame Vermehrung einer Pfandflasche

von Monika Busch.

(bu) Wie macht man aus dem Pfand einer Flasche mehr als 44.000 Euro? Diese Frage hätte selbst den besten Telefonjoker bei „Wer wird Millionär?“ verzweifeln lassen. Es sei denn, der Kandidat hätte einen 37-jährigen Getränkehändler aus Köln angerufen.

Wie der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet, wurde der Fall des Franzosen mit türkischen Wurzeln am 16. November 2016 vor dem Kölner Amtsgericht verhandelt – Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs.
Bei dem seit 2013 selbstständigen Getränkehändler liefen die Geschäfte nicht gut. Wie der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet, erfuhr der Angeklagte im Kollegenkreis von einer Möglichkeit der Manipulation des Rücknahme­automaten. Für 5.000 Euro kaufte der Getränkehändler die „kriminelle Technik“, die mit einem Magnetsensor und einer Art Holztunnel den Automaten manipuliert: Die Flasche wurde nicht geschreddert. Durch diese Manipulation kam immer wieder dieselbe Flasche aus der Öffnung, jedoch fügte das Zählwerk jedes Mal eine Flasche hinzu – insgesamt 177.451-mal. „Das ist ja schon logistisch eine Meisterleistung“, zitiert der „Kölner Stadtanzeiger“ den Richter, „da haben Sie ja den ganzen Tag nichts anderes gemacht, als den Automaten zu bedienen.“ – „Ich habe ein Radio danebengestellt, weil es mir sonst zu langweilig war“, lautete die Antwort des Beschuldigten.

Verurteilt wurde der Angeklagte vom Amtsgericht Köln wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe, die zur Bewährung ausgesetzt wurde (Urteil vom 16. November 2016, Az. 612 Ls 73/16). Bemerkt wurde der Betrug von der Deutschen Pfandgesellschaft, die die Automaten aufstellt und die Zahlungen leistet, zunächst nicht. Aufgeflogen sind die Machenschaften aufgrund eines anonymen Hinweises an die Polizei (Quelle: „Kölner Stadtanzei­ger“, Legal Tribune online vom 16. November 2016).