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ProWein 2018 – Streifzug

von Monika Busch.

Neue Bestmarken: „The same pro­cedere as every year“ hieß es auch bei der 18. Ausgabe der ProWein vom 18. bis zum 20. März 2018. Sagenhafte 6.870 Aussteller aus 64 Ländern (2017: 6.615 aus 62 Nationen) präsentierten ihr Wein- und Spirituosenangebot auf dem Düsseldorfer Messegelände.

Gezählt wurden mehr als 60.000 Fachbesucher (2017: 58.500 Besucher). Jeder zweite Gast kam laut Angaben der Messe Düsseldorf aus dem Ausland – aus insgesamt 133 Ländern. Über 70 Prozent der Besucher zählten dabei zum Top- und mittleren Management. Rund 85 Prozent der Gäste sehen die ProWein vor allem als Orderplattform, 90 Prozent schätzen das intensive Networking, und für 95 Prozent ist die ProWein eine wichtige Informationsquelle.
Kritikpunkte wie in den Vorjahren: ein teures WLAN, das zudem zeitweise auch nicht funktionierte; auch die Taktung der öffentlichen Verkehrsmittel ab der Messe – lediglich bis 17 Uhr noch ausreichend, danach katastrophal. Ein Ausweichen auf Taxis nach 17 Uhr ist sehr abenteuerlich, denn diese sind vollständig überlastet. Größter Kritikpunkt: die Hotelpreise, die in utopische Höhen schießen, beispielsweise für eine Übernachtung 499 Euro. Für einige Winzer und Besucher kaum noch finanzierbar.

Für Hans Werner Reinhard, Geschäftsführer der Messe Düsseldorf, steht fest: „Wer die Themen Wein und Spirituosen zu seiner Profession gemacht hat, kommt an der ProWein in Düsseldorf einfach nicht vorbei.“ Einen besonderen Schwerpunkt bildete diesjährig das Weinland Deutschland. Dazu Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI): „Die Fachbesucher aus dem In- und Ausland zeigten auf der diesjährigen ProWein ein großes Interesse an den Weinen aus den deutschen Regionen. Insbesondere die eher leichteren und finessenreichen Weißweine des Jahrgangs 2017 kamen sehr gut an, da sie auch dem aktuellen Geschmacks­trend der Verbraucher entsprechen. Von daher ziehen die deutschen Aussteller zum Messeschluss insgesamt eine positive Bilanz.“
Weißweine liegen auch bei den deutschen Konsumenten im Trend. Im vergangenen Jahr waren 45 Prozent aller hierzulande eingekauften Weine laut DWI weiß, was einem Zuwachs von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht, wohingegen die Rotweineinkäufe seit 2008 kontinuierlich sinken. Ihr Marktanteil ist in den vergangenen neun Jahren von 53 auf aktuell 46 Prozent gesunken. Einen wesentlichen Grund für die Entwicklung sieht das DWI in dem allgemeinen Trend hierzulande zu einer bewussteren Ernährung.

Roséweine wurden 2017 ebenfalls etwas weniger eingekauft. Mit einem Marktanteil von neun Prozent haben sie gegenüber 2016 einen Prozentpunkt verloren.
Im Spirituosenbereich zeigten rund 300 Aussteller aus 30 Nationen ihre Spezialitäten, beispielsweise edle Brände, Gin, Whiskey oder auch Korn.
Unter dem Motto „same but different“ präsentierten 76 Aussteller aus 15 Ländern in ihrer eigenen Halle 17 das Thema Craft-Drinks mit handverlesenen Bieren, ausgefallenen Spirituosen und Cider.

Im Biobereich waren mit rund 300 Produzenten alle relevanten Bioverbände aus Deutschland, Italien und Frankreich sowie individuelle Aussteller aus der ganzen Welt vertreten.

Welche Themen werden in Zukunft eine besondere Rolle spielen? Das Angebot in Düsseldorf zeigte, dass vor allem leichte, unkomplizierte und terroirbetonte Weine im Trend liegen, ebenso Orange-Weine, Bioweine und der Kabinett, auch liebevoll „Kabi“ genannt, der wieder im Aufwind ist.
Deutsche Weine hatten laut DWI 2017 einen Marktanteil von 51 Prozent am gesamten Weinumsatz und von 45 Prozent an der hierzulande eingekauften Weinmenge. Mit 16, 12 und 8 Prozent Markt­anteil am Weinumsatz und -absatz folgten die Weine aus Italien, Frankreich und Spanien (GfK-Weinmarktanalyse, durch das DWI in Auftrag gegeben).

Die Weineinkäufe in Deutschland sanken insgesamt um drei Prozent in der Menge und gingen um fünf Prozent im Wert zurück. Hauptsächlich sieht DWI-Geschäftsführerin Reule den Grund im demografischen Wandel. „Wir stellen zwar erfreulicherweise fest, dass die jüngeren Verbraucher im LEH etwas häufiger zu Wein greifen, diese Zuwächse können allerdings nicht die zurückgehenden Weineinkäufe der älteren Bevölkerung kompensieren“, erklärte sie.
Aber nicht nur der demografische Wandel scheint eine Rolle zu spielen. Es gibt erfahrene Weinhändler, die überzeugt sind, „deutsche Weine sind austauschbar“. Zu wenig definierte Geschmacksbilder gebe es beim deutschen Wein, und deutsche Qualitätswinzer produzierten zu viele unterschiedliche Weine. Ein Champagner oder ein Lugano, ein roter Bordeaux oder ein Chianti haben ein definiertes Geschmacksbild, zwar mit Qua­litäts- und Geschmacksunterschieden, aber in einem fest umrissenen Rahmen.
„Solange die Winzer in jeder Region alles machen, so lange bleibt deutscher Wein austauschbar, und damit eröffnet sich die Option für die Händler, beispielsweise bei Preiserhöhungen auf andere Länder oder Produzenten auszuweichen. Auch Rebsortenweine haben da immer ein Problem, denn Rebsorten können weltweit angebaut werden. Diese Erfahrung haben schon die Neue-Welt-Weinländer gemacht. Wird Chile zu teuer, wird der Cabernet Sauvignon in Südafrika gekauft. Steigen die Preise für Shiraz aus Australien, dann gibt es Syrah aus dem Languedoc,“ lautet ein Tenor von Weinhändlern.
Der durchschnittliche Preis im LEH ist mit 2,92 Euro pro Liter im Vergleich zum Vorjahr stabil geblieben. Für Weine aus dem eigenen Land gaben die Verbraucher mit durchschnittlich 3,15 Euro pro Liter zwar etwas mehr aus, allerdings auch 5 Cent weniger als 2016.

Einen deutlich höheren Durchschnittspreis konnten die deutschen Erzeuger über den Ab-Hof-Verkauf sowie den Vertrieb durch den Fach- und Onlinehandel erzielen: gegenüber dem Vorjahr 2016 ein Plus von drei Cent. Die größte Einkaufsstätte für Wein hierzulande ist nach wie vor der LEH. 79 Prozent aller Weine wurden 2017 dort eingekauft. Und davon entfielen 50 Prozent auf die Discountmärkte, die ihre Marktposition um zwei Prozentpunkte ausgebaut haben.
Um bei einer jüngeren Zielgruppe Interesse zu wecken, kämpft eine neue Winzergeneration gegen alte Klischees und für einen Imagewechsel, beispielsweise mit ausgefallenen Namen und „coolen“ Etiketten. Einer der Vorreiter in Deutschland ist der Winzer Martin Tesch aus Langenlonsheim. Die Namensgebung „Unplugged“ für seinen Riesling sorgte seinerzeit für Furore. Heute ist auf seiner Website zu lesen: „Home of Riesling Unplugged“. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 5/2018