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Inklusion als Hebel gegen den Personalmangel

von Monika Busch.

Coronahilfen, Kurzarbeitergeld und Energiepreishilfen: Für die Krisen der letzten zweieinhalb Jahre haben die jeweiligen Bundesregierungen ein umfangreiches Hilfsangebot entworfen. Die jüngst veröffentlichte Statistik zu den Unternehmensinsolvenzen zeigt deshalb weiterhin wenig Veränderung. Doch der zunehmende Arbeitskräftemangel bringt erste Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage. Dies kann auch der Staat nicht mehr abfedern. Der Verband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) empfiehlt, sich frühzeitig auf die neue Personallage einzustellen.
Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) ist die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im Mai (1.242) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,3 Prozent gestiegen. Sie liegt aber weiterhin deutlich unter den Zahlen der Vorjahre (Mai 2020: −14,7 Prozent, Mai 2019: −27,3 Prozent).
Nach vorläufigen Angaben sind die beantragten Unternehmensinsolvenzen im Juli 2022 um 4,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken. Schon im Juni wiesen die Zahlen einen Rückgang gegenüber Mai 2022 um 7,6 Prozent aus. Besondere Auswirkungen infolge der gestiegenen Energiepreise oder der Wirtschaftssanktionen unter dem Eindruck des Ukrainekriegs sind in den Destatis-Zahlen bisher nicht ablesbar.
„Auch wenn die Zahlen nicht dramatisch ansteigen, ändern sich die Ursachen von Insolvenzverfahren“, sagt Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbands der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands. „Unsere Mitglieder berichten in diesen Tagen häufiger von Unternehmen, die aufgrund des Arbeitskräftemangels in die Insolvenz geraten sind. Das sind Unternehmen – insbesondere aus Gastronomie oder Hotellerie –, die schon lange aktiv sind, aber einen Personalbedarf haben, der einfach nicht mehr zu decken ist.“
Unternehmen reagieren auf den Personalmangel üblicherweise mit einer Begrenzung ihrer Kapazitäten, beispielsweise einem zusätzlichen Ruhetag im Restaurant oder einem verkürzten Barbetrieb. Dies schlägt dann auf die Umsätze und Fixkosten durch und kann das Unternehmen schnell in eine wirtschaftliche Schieflage bringen. Insolvenzen drohen.
„Der Arbeitsmarkt hat sich in den letzten Jahren zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt. Man muss sich wahrscheinlich von Geschäftsmodellen verabschieden, die auf die freie Verfügbarkeit vieler preiswerter Arbeitskräfte setzen. Der demografische Wandel wird diese Entwicklung verstärken. Es ist wichtig, jetzt das Unternehmen zu transformieren und die Geschäftsgrundlage an die neue Situation anzupassen. Ein Wandel, der nur auf die Reduzierung der Kapazitäten setzt, ist in vielen Fällen zu kurz gedacht“, so der VID-Vorsitzende.
Eine Möglichkeit: Inklusion als Hebel gegen den Personalmangel. Rund acht Millionen Menschen gelten in Deutschland als schwerbehindert. Fast jede elfte Person lebt also mit einer Beeinträchtigung ihrer körperlichen oder geistigen Fähigkeiten beziehungsweise ihrer seelischen Gesundheit. Die Gründe sind vielfältig. Ein Teil davon ist angeboren oder die Folge eines Unfalls, in den meisten Fällen war eine Krankheit ausschlaggebend. Daher handelt es sich bei den betroffenen Menschen häufig um Fachkräfte, die nach ihrer Genesung händeringend versuchen, wieder auf den Arbeitsmarkt zu gelangen.
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Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 10-11-12/2022