A: „Was machste we?“ – B: „Gehn essen, nom nom.“ – A: „Späta party?“ – B: „Yup, bin dabei. Bäm!“ So verabreden sich heute junge Menschen fürs Wochenende über Facebook oder Whats App.
Die einen sehen in der Fetzenliteratur beim Chatten eine ernste Bedrohung der Sprachkompetenz, andere hingegen sehen im häufigen Schreiben von Textnachrichten positive Einflüsse auf Rechtschreibung und Grammatik. Bei den Erwachsenen überwiegt die Angst vor geistiger Armut durch die Neuen Medien. Doch spätestens, wenn der Nachwuchs sein erstes Smartphone bekommt, schwindet der Widerstand der Eltern wie Eis in der Sonne und wird durch Kopfschütteln ersetzt.
Denn von jetzt an bilden Kind und Gerät eine unzertrennliche Einheit. Der Tag beginnt mit dem Weckruf des Handys und endet mit dem letzten E-Mail-Check vor dem Einschlafen. Und ist der Akku einmal leer und das Ladegerät nicht umgehend greifbar, löst das schon einen Amputationsschmerz aus.
Zu gerne würden Eltern den Kids eine digitale Diät verordnen, doch mittlerweile kommunizieren sie selbst über soziale Netzwerke mit ihren Kindern, denn für die Erwachsenen gehören Tablet und Smartphone, Facebook und Whats App genauso zum Alltag wie für ihre Kinder. Ob Jung oder Alt: Alle wollen Fotoapparat, Adressbuch, Spielekonsole, ihre Musik oder Videos immer dabei haben. Der einzige Unterschied besteht darin, dass junge Menschen ihr Gerät kaum noch zum Telefonieren benutzen. Und genau an diesem Punkt hat sich eine Kreativität entwickelt, die ihresgleichen sucht. Mit virtuoser Zwei-Daumen-Technik werden Nachrichten, Fotos und Videos versendet, oft mit vielen anderen zeitgleich und in atemberaubender Schnelligkeit. Da bleibt keine Zeit für Orthografie oder Grammatik.
Mangels Mimik, Sprache und Gestik werden ständig neue Wortkombinationen entwickelt, um den eigenen Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Und das zum Teil mit brillantem Wortwitz. Kreativ eben. Der Unterschied zwischen realer und digitaler Welt ist den Jugendlichen sehr wohl bewusst. Insofern ist ein Untergang der Sprache nicht zu befürchten, sondern sie wird durch die digitale Kommunikationsebene ergänzt. Dazu benutzen sie Schnelligkeit, Medien-
wissen, Witz und Erfindungsreichtum. Sie bilden eine eigene Sprachgemeinschaft, die sie beim Älterwerden wieder verlassen. Verstöße gegen die Normsprache sind eben interessant und einfallsreich. Auf den Versuch vieler Eltern, in ihren Mitteilungen ebenfalls jung und spritzig zu wirken, reagieren Jugendliche empfindlich und sehen es eher als Anbiederung. Im April war wieder Welttag des Buches, und auch die Jungen lesen wieder vermehrt Bücher.
Eine „Schlechtschreipkaterstrofe“ ist also nicht zu befürchten.
„yolo“ „lo“
Viktor