von Monika Busch.
Anbaugebiet Saar? Von der Bezeichnung her gibt es kein Anbaugebiet Saar. Der am Unterlauf der Saar erzeugte Wein zählt zum Weinanbaugebiet Mosel, das bis zum Frühjahr 2007 Mosel-Saar-Ruwer hieß. Angebaut wird der Saar-Wein flussabwärts zwischen der Weinbaugemeinde Serrig und der Stadt Konz, an der Mündung der Saar gelegen.
Die dominierende Sorte ist Riesling, sehr häufig angebaut in Steillagen. Das Saar-Wein-Gebiet, geprägt durch Devonschieferböden mit hoher Mineralik, bietet eine nicht geringe Anzahl an internationalen Top-Weinlagen. In einigen Lagen findet sich zudem Diabas, ein Gestein vulkanischen Ursprungs.
In den Hanglagen werden die Reben von der Sonne verwöhnt. Der dunkle Schieferboden speichert am Tag die Sonnenwärme und gibt sie nachts wieder ab – optimale Wachstumsbedingungen für den Saar-Riesling. Einstmals hatte der Riesling von der Saar zu den am höchsten gehandelten Weißweinen weltweit gezählt, doch lange Jahre war er nicht mehr wirklich präsent. Winzer gaben ihre Weinberge in den Steil- und Steilstlagen auf, der Saar-Riesling geriet in Vergessenheit.
Das hat sich sehr verändert, seitdem charismatische Weinmacher, Quereinsteiger und Investoren die Saar wiederentdeckt und deren Riesling wiederbelebt haben. Das gemeinsame
Ziel: „Der Saar-Riesling soll wieder zur Weltspitze zählen.“ Denn Saar-Rieslinge entsprächen dem Zeitgeist, so die Macher, mit selten mehr als zwölf Volumenprozent Alkohol und einer sehr langen Lagerfähigkeit.
Beispielsweise haben die Quereinsteiger Dorothee Heimes und Ludger Neuwinger-Heimes zusammen mit ihren Kindern Annalena, Mats und Felix im Juli 2016 das Weingut von Dr. Jochen Siemens übernommen, der ebenfalls ein Quereinsteiger war.
Das ehemalige preußische Gut von 1898, hoch über der Saar thronend, besitzt mit dem Serriger Herrenberg und Würtzberg zwei als Große Lagen klassifizierte Steillagen im Alleinbesitz. Bewirtschaftet werden derzeit 14 Hektar. Aus juristischen Gründen war mit der Betriebsübernahme ein Namenswechsel verbunden. Die Familie entschied sich für den traditionellen Namen Würtzberg.
Aufgewachsen sind Dorothee und Ludger in der Region Trier-Saarburg und hatten schon immer eine enge Beziehung zum Weinbau an Saar und Mosel. Nach vielen Jahren studien- und berufsbedingter Aufenthalte an verschiedenen Orten in Deutschland und Amerika reifte der Gedanke, ein Weingut in der Heimat zu erwerben, denn Sohn Felix wird in Kürze sein Studium der Önologie und Weinbautechnik in Geisenheim abschließen, um dann das Weingut als Kellermeister weiterzuentwickeln.
Unterstützt wird er von Kellermeister Franz Lenz, der bereits beim Vorbesitzer Dr. Siemens tätig gewesen war und bestens mit den Lagen vertraut ist. Als Gutsverwalter wurde Günter Thies eingestellt. Der ausgewiesene Fachmann leitete bis 2016 das Weingut Elephant Hill in Neuseeland. Zuvor war er bei Schloss Schönborn und Schloss Vollrads tätig gewesen.
Mit dem charismatischen Winzer Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen bereichert ein „Schwergewicht“ die Saar. Wie berichtet (dgw 11–12/2016), hatte der Steillagenverfechter die ehemalige Staatsdomäne Serrig an der Saar übernommen. Sein damaliger Kommentar über den Erwerb: „Ein Geschenk des Himmels“, denn in Serrig hat Molitor seine Rebflächen um zusammenhängende 22 Hektar erweitert – im Gegensatz zur Mosel, wo sich seine Rebflächen auf mehr als 170 Parzellen verteilen.
„An der Saar gibt es tolle Böden, es ist hier kühler als an der Mosel. Ich kann spät lesen und richtig reife Trauben ernten“, sagt Molitor. Weitere elf Hektar an der Saar nennt Molitor zudem sein eigen. Mit der ehemaligen Weinbaudomäne – der letzte Besitzer war Eric Le Moguen – hat Molitor Großes vor. Die Rebflächen werden rekultiviert; gerodet sind bereits 20 Hektar, und davon sind 4 Hektar schon mit 25.000 Rebstöcken neu bepflanzt. Weitere 100.000 Rebstöcke sind bereits geordert. Und es soll auf Biodynamik umgestellt werden.
In Serrig wird ein kompletter neuer Betrieb entstehen, mit einem Betriebsleiter vor Ort und einem 20-köpfigen Team, ausgestattet mit einem …
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11-12/2017