von Paula Redes Sidore und Stuart Pigott
Zu den ersten Dingen, die Weinstudenten lernen, gehören die klassischen Klimatypen: maritim, mediterran und kontinental. Dabei schwingt mit, dass diese drei Profile die gesamte Bandbreite optimaler Bedingungen für den weltweiten Weinbau umfassen. Eine neue Generation von Weinbergen in hohen Lagen stellt diese Annahme infrage – und viele der entsprechenden Weine werden auf der ProWein 2019 zu verkosten sein. Von Riesling aus den Bergen Colorados (1.975 Meter) zu auf der tibetanischen Hochebene (3.563 Meter) angebautem Muskat: Das Gebirgsklima ist bereit für seinen Platz im Rampenlicht. Weinbau in höher gelegenen Regionen bietet viele Vorteile für Rotwein- und Weißweinsorten: lange Reifezeiten, dramatische Unterschiede zwischen Tag- und Nachttemperaturen, außergewöhnlicher Wasserablauf und Belüftung sowie steinige, karge Böden, die Stress für die Reben bedeuten, sodass niedrigere Erträge erzielt werden.
Ob es sich um die schneebedeckten Bergspitzen Argentiniens handelt oder um die trockene Rioja-Hochebene in Spanien: Es ist offensichtlich, dass alles, was dort wächst, unterschiedliche Bewältigungsstrategien entwickeln muss, um gedeihen zu können. Das Gebirgsklima repräsentiert außerdem eine elegante natürliche Lösung für die Herausforderungen des Klimawandels, denen sich traditionelle Weinbauregionen gegenübersehen.
Es schadet nicht, dass die Bedingungen in Höhenlagen tendenziell eine deutliche Eleganz, Finesse und Struktur in Weinen fördern, die perfekt zu den modernen
Geschmacksvorlieben passen. Um von der dünnen Luft zu profitieren, hat man potenziell einen hohen Preis zu zahlen: Frost und extreme Temperaturen, die Reben sind dem Wetter ausgesetzt, und ob die Trauben vollständig ausreifen werden, ist nie sicher.
Besonders abschreckend ist, dass die Realität des Anbaus im Gebirge unpraktisch und teuer ist. Das Forschungszentrum zum Schutz und zur Aufwertung des Bergweinbaus Cervim (www.cervim.org) geht so weit, den Weinbau in Höhenlagen als „heroischen Weinbau“ zu bezeichnen. Er ist sicher nichts für Zaghafte. Die Schlagwörter „Steillage“ und „kühle Klimazone“ sindfür Länder wie Deutschland, Österreich, die Schweiz und Norditalien im Grunde nichts Neues.
Tatsächlich profitieren hier viele etablierte Weingüter vom aktuellen Trend, der besagt, dass kühl cool ist. Die Weine vom 335 Meter hohen Zornberg in der Wachau in Österreich bieten eine beinahe alpine Eleganz und die aus 250 Meter Höhe vom Heerkretz/Rheinhessen des Weinguts Wagner-Stempel eine kühle Strahlkraft mit Kräuternoten. …
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11-12/2018