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Natürlicher Ungehorsam: der Erfolg der Naturweine außerhalb des Rampenlichts

von Paula Redes Sidore und Stuart Pigot

Augenscheinlich ist für Naturweine der kurze Moment des Ruhms schon wieder vorbei – und trotzdem sind diese Weine immer noch sehr präsent. Viele wichtige Einsichten, die von den Machern von Naturweinen schon lange vertreten werden, fließen nun endlich auch in die Entscheidungen von eher konventionellen Weinproduzenten ein.

Jede Diskussion über Naturweine muss mit einer Definition des Begriffs beginnen. Im Gegensatz zu biologischen, biodynamischen oder Orange-Weinen gibt es hier keine verbindlichen Regeln oder festgelegten Begrenzungen. Vielmehr ist “Naturwein” ein Überbegriff für Weine, deren Fokus auf dem kompromisslosen Ausdruck einer Zeit und eines Ortes liegt, produziert mit möglichst geringem Eingriff und gänzlichem Verzicht auf technologische Manipulation. Poetisch ausgedrückt: der flüssige Ausdruck von Authentizität, bei dem die Hand der Natur – nicht die des Kellermeisters – ihren Abdruck hinterlässt.

Vor ein paar Jahren sagten einige führende Weinjournalisten voraus, dass Naturweine auf dem Massenmarkt groß herauskommen würden. Mit sexy Schlagwörtern wie “naked” und speziell dem Thema gewidmeten Formaten war die Argumentation der Journalisten verständlich. Diese Weine – siehe etwa den kühlen, konzentrierten Stil der Azienda Agricola Elisabetta Foradori aus den Dolomiten (ProWein, Halle 13/C64) oder die Klarheit und Präzision des österreichischen Weinguts Claus Preisinger (ProWein, Halle 17) – strahlen Authentizität aus, in der Regel in einer Bioverpackung, und tragen mit “Naturwein” einen Namen, der – zumindest in unserer westlichen Gesellschaft – Gesundheit suggeriert. Das alles sind Faktoren, die heutzutage bei den Konsumenten gut ankommen.

Der große Durchbruch blieb jedoch aus. Naturweine sind nie einfach, spalten vielmehr häufig. Das Geschmacks­profil ist tendenziell wild, herausfordernd und regt zum Nachdenken an. Was die einen als “dynamisch, lebhaft und voller Emotionen” (Isabelle Legeron, MW) beschreiben würden, wird von anderen als farblos, trüb, unrein und flach beschrieben. Auch weitere Faktoren spielten hier eine Rolle, etwa begrenzte Produktionsmengen und die vermehrte Ablehnung der Hipsterbewegung gegenüber teuren Produkten.

Es gibt eine weitere plausible Erklärung: Dass Naturweine nie wirklich groß herausgekommen sind, könnte ein inhärentes Nebenprodukt ihrer Ethik sein, denn dieser Weinstil …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 1-2/2018