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Von einem bewegenden Weinjahr, moderner Architektur und Supergirls

von Monika Busch.

Bewegendes Weinjahr

Die Weinlese, die in diesem Jahr in der zweiten Septemberhälfte begonnen hatte, ging nach gut vier Wochen zu Ende. Der schnelle Fortschritt beim Reifestand, die sich kompakt entwickelnden Traubenstrukturen und die Prognose unbeständiger Witterung bewirkten, dass auch in den Regionen mit spät reifendem Rebsortenprofil kontinuierlich geerntet wurde.

Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) mitteilt, liegt die neueste Schätzung für die bundesweite Weinmosternte bei 8,4 Millionen Hektolitern und damit um 19 Prozent unter der Vorjahresmenge im außergewöhnlich ertragsstarken Jahr 2018 und um circa 4 Prozent unter dem zehnjährigen Mittel von 8,8 Millionen Hektolitern.

Wie in etlichen Jahren zuvor gibt es sowohl unter den 13 deutschen Anbaugebieten als auch innerhalb der einzelnen Regionen relativ große Erntedifferenzen. Gesprochen wird von einem „neidischen Herbst“, eine Redewendung der Winzer, wenn es beispielsweise in einer Ortschaft stark geregnet hat, ein paar Kilometer weiter aber kaum Regenmengen fielen. Oder in einer Gemarkung Rebläuse, Frühfröste oder Hagel in einigen Weinbergen Schaden anrichteten, bei der Nachbarlage aber nicht, wo eine größere Ernte eingefahren werden kann.

Auch den Winzern an Mosel, Saar und Ruwer hat es die Natur nicht so leicht gemacht wie 2018. „Ein fordernder Weinjahrgang mit vielen Wetterkapriolen, hoher Qualität und geringerer Menge als erwartet“, lautete das Fazit von Moselwein-Geschäftsführer Ansgar Schmitz anlässlich der diesjährigen Herbstpressekonferenz in der neuen Weinmanufaktur Van Volxem Wiltingen an der Saar.

Rolf Haxel, Vorsitzender Moselwein e. V., führte aus: „Der Jahrgang 2019 hat trotz Frost im Frühjahr sowie Hagel, Trockenheit, Hitze und Sonnenbrand im Sommer und Regen im Herbst das Potenzial für einen großen Weinjahrgang und in der Spitze sogar bessere Qualitäten als 2018.“

Und auch sein Stellvertreter Henning Seibert bestätigte dies aus Sicht der Winzergenossenschaft Moselland, die Mitgliedsbetriebe im gesamten Anbaugebiet hat. „Die Trauben hatten durchweg einen hohen Reifegrad bei idealen Säurewerten, daher ist für den Jahrgang 2019 mit sehr guter Qualität zu rechnen“, erklärte er.

Bei der diesjährigen Erntemenge gehen die aktuellen Schätzungen des Weinbauverbands von knapp 694.000 Hektoliter Most aus, das sind acht Prozent weniger als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Gegenüber 2018 fällt die Erntemenge im Anbaugebiet um ein Viertel geringer aus. Einzelne Weingüter berichten von bis zu zwei Dritteln weniger Erntemenge als 2018. Der durchschnittliche Hektarertrag liegt nach aktueller Schätzung bei 82 Hektolitern. Doch getreu der Redewendung vom neidischen Herbst reichen die Werte von nur 20 Hektolitern je Hektar bis zu 100 Hektolitern in Anlagen, die von den vielen Wetterkapriolen verschont geblieben sind. Die Erträge schwanken selbst innerhalb einzelner Weinorte und Weinlagen deutlich.

Im gesamten Weinbaugebiet ist für den Jahrgang ein wetterbedingtes Phänomen, das in dieser Ausdehnung neu war, kennzeichnend: Überall im Gebiet traten infolge der Rekordhitze mit Temperaturen von über 40 Grad Celsius Sonnenbrandschäden an Trauben in bisher nicht gekanntem Ausmaß auf. In einzelnen Weinbergen berichteten Winzer von bis zu 50 Prozent Ernteausfall durch Sonnenbrand.

Sorgen bereitet nicht nur den Winzern an der Mosel die Weltpolitik. Die in Kraft getretenen Strafzölle der US-Regierung in Höhe von 25 Prozent auf deutsche Weine sorgen für Einbußen der Exportbetriebe bei den Lieferungen nach Nordamerika, dem wichtigsten Auslandsmarkt für Moselweine. „Die Mosel ist bei Weitem das exportorientierteste Anbaugebiet in Deutschland, und 50 Prozent gehen in die USA“, so Schmitz. Einige Winzer berichten bereits von stornierten Aufträgen, beispielsweise Roman Niewodnizanski vom Weingut Van Volxem im Rahmen der Herbstpressekonferenz. Einen Tag vor Inkrafttreten der Strafzölle sei eine große Lieferung storniert worden.

„Wir gehen davon aus, dass die neuen Zölle einen spürbaren Schaden für die Weinexporteure verursachen werden“, sagt Ernst Büscher vom DWI. Im vergangenen Jahr wurden rund 171.000 Hektoliter Wein im Wert von 71 Millionen Euro in die USA ausgeführt. Eine Wettbewerbsverzerrung sieht Büscher in dem Umstand, dass deutsche, französische und spanische Weine, nicht aber Wein aus Italien, Griechenland oder Portugal von den Strafzöllen betroffen sind.
Schaumweine sind von den Strafzöllen ausgenommen. Der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), dem auch das Weingut Peter Lauer, Ayl, angehört, zeigt sich entsetzt. Winzer Florian Lauer fügt hinzu: „Ich hab ja keine Ahnung, ob Ivanka Trump gern Champagner trinkt.“ Am stärksten werden sich die Strafzölle in den Weinregalen des LEH und Discounts bemerkbar machen, darin sind sich Henning Seibert (Moselland) und der Geschäftsführer des Verbands der Rheinhessischen Weinkellereien, ­Albrecht Ehses, einig. Ausgegangen wird hier von einer Erhöhung von zwei bis vier US-Dollar auf den Flaschenpreis – ergo greift der Kunde zu einem Wein aus Italien, Griechenland oder Portugal. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 11-12/2019