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Neustart Gastgewerbe muss gelingen – Trinkgeld ­gehört dazu

von Monika Busch.

Nach zwei Jahren Coronapandemie kämpft sich das Gastgewerbe aus der Krise. Dank der seit April anziehenden Nachfrage wächst bei vielen Betrieben die Zuversicht. Der Neustart der Branche wird allerdings erschwert durch die massiv steigenden Kosten und wachsenden Unsicherheiten infolge des Ukraine­kriegs. „Die aktuellen Herausforderungen könnten kaum größer sein“, sagte Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga-Bundesverband), auf der Pressekonferenz des Verbands in Berlin. Die Branche brauche jetzt Planbarkeit und verlässliche Perspektiven. „Ich erwarte, dass beste Pandemievorsorge für den Herbst getroffen wird. Erneute Beschränkungen und Schließungen werden viele Unternehmen nicht überleben. Die Zukunftssicherung der Betriebe und Arbeitsplätze muss jetzt Priorität haben“, so Zöllick. 

Coronabilanz

Nach zehn Wachstumsjahren habe die Coronapandemie die Branche in ihre schwerste Krise der Nachkriegszeit gestürzt, berichtete Zöllick. „Neun Monate Lockdown und weitreichende Einschränkungen haben tiefe Spuren hinterlassen – bei den Unternehmern wie Mitarbeitern.“ Für die Krisenjahre meldete die Branche Umsatzausfälle historischen Ausmaßes. 2020 brach der Umsatz laut dem Statistischen Bundesamt gegenüber 2019 um real 39,0 Prozent ein (nominal −36,5 Prozent). Das Jahr 2021 fiel mit realen Einbußen in Höhe von 40,1 Prozent (nominal −36,1 Prozent) im Vergleich zum Vorkrisenjahr sogar noch schlechter aus. Und auch im ersten Quartal 2022 musste das Gastgewerbe noch einen realen Umsatzverlust von 32,5 Prozent (−25,2 Prozent) verkraften. „Von März 2020 bis 2022 hat die Branche damit nominal 74,9 Milliarden Euro verloren“, so Zöllick.
Die Pandemie traf auch den gastgewerblichen Jobmotor mit voller Wucht. „Verheerende Umsatzeinbrüche, monatelange Kurzarbeit und Unsicherheiten: Trotz größter Anstrengungen gelang es nicht überall, die Mitarbeiter zu halten“, erläuterte der Dehoga-Präsident. Der höchste Rückgang bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wurde mit 14,5 Prozent im Mai 2021 nach dem langen Lockdown registriert. Das entspricht mehr als 160.000 Mitarbeitern weniger als im Mai 2019. Erfreulich sei indes, dass nicht wenige Mitarbeiter zurückgekehrt seien und auch neue hätten gewonnen werden können, betonte Zöllick. Im März dieses Jahres zählte die Bundesagentur für Arbeit 1.004.700 sozial­versicherungspflichtig Beschäftigte in der Branche. Das waren 63.699 weniger als im März 2019 (−6,0 Prozent), aber bereits rund 61.000 mehr als im März 2021. Dramatische Rückgänge gab es auch bei den Azubizahlen. „Aktuell erlernen fast 41.500 junge Menschen einen unserer sechs Ausbildungsberufe. 2019 waren es gut 51.000“, teilte Zöllick mit.
„Die Zahlen belegen: Mit der Reise-, Kultur- und Veranstaltungswirtschaft gehört das Gastgewerbe zu den von der Coronakrise hauptbetroffenen Branchen“, fasste Zöllick zusammen und betonte die Bedeutung der staatlichen finanziellen Unterstützung. „Keine Frage: Die Kurz­arbeiterregelungen und Wirtschaftshilfen waren richtig, konsequent und überlebenswichtig.“ Dafür sei die Branche dankbar. Ohne sie hätten sicherlich 70.000 Unternehmen nicht überlebt, und die Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt wären noch gravierender gewesen.

Hoffnungen liegen auf dem Deutschlandtourismus

Hoteliers und Gastronomen setzen auf eine gute Sommersaison. „Der Nachholbedarf ist groß“, erklärte Zöllick. „Die Menschen freuen sich, wieder ausgehen, reisen und genießen zu können.“ Viele Menschen hätten Deutschland als Reise­land neu entdeckt. In vielen Regionen gebe es berechtigten Anlass zur Hoffnung, dass die Betriebe in diesem Jahr an das Umsatzniveau von 2019 herankämen. Die touristische Nachfrage erhole sich schneller als die geschäftliche, das hätten auch die vergangenen Sommer gezeigt. „Messen, Firmenveranstaltungen und Geschäftsreisen finden auch wieder statt, aber noch nicht auf dem Vorkrisenniveau.“

Aktuelle Herausforderungen sind groß

„Allen Betrieben zu schaffen machen die explodierenden Kosten bei Energie, Lebensmitteln und Personal“, so Zöllick weiter. Er verwies auf die Ergebnisse der jüngsten Dehoga-Umfrage. Danach bereiten den Betrieben die Energiekosten (85,6 Prozent), die Lebensmittelpreise (85,4 Prozent) und die Personalkosten (67,0 Prozent) allergrößte Sorgen. Besonders bitter sei zudem, dass gute Nachfrage oft nicht bedient werden könne, da Mitarbeiter fehlten. Anfang Juni beklagten rund 60 Prozent der Betriebe einen akuten Mitarbeitermangel.

Appell an die Politik

Angesichts der gewaltigen Herausforderungen für das Gastgewerbe forderte Zöllick von der Politik entschlossenes Handeln und die richtigen politischen Weichenstellungen. Neue Belastungen und Reglementierungen für die Betriebe dürfe es nicht geben. Die Branche erwarte, dass jetzt eine bestmögliche Pandemievorsorge für das Winterhalbjahr getroffen werde. Hinzu komme nun, eine sichere und finanzierbare Energieversorgung zu gewährleisten. Priorität haben zudem Maßnahmen zur Arbeits- und Fachkräftesicherung. „Wir benötigen dringend mehr Mitarbeiter aus dem Inland wie Ausland.“ Deshalb müsse die Arbeitskräftezuwanderung aus Nicht-EU-Staaten zügig ausgeweitet, Prozesse und Verfahren müssten vereinfacht und beschleunigt werden. Längst überfällig sei eine echte Offensive für die duale Ausbildung.

In Deutschland ist Trinkgeld alles andere als selbstverständlich

Von Thekenkräften sowie Türsteherinnen und Türstehern über Reinigungskräfte bis zu Taxifahrerinnen und Taxifahrern: Ohne die Menschen dieser und vieler weiterer Berufsgruppen ist das Nachtleben, wie wir es lieben, nicht möglich. Jägermeister feiert diese Menschen und startet ­gleichzeitig die Initiative „Trinkgeld gehört dazu“ – denn für viele, die im Nachtleben tätig sind, ist Trinkgeld elementar.
Eine von Jägermeister beauftragte Studie, für die 1.196 Personen zum Thema Trinkgeld befragt wurden, zeigt den Status quo in Deutschland.

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 08-09/2022