Es geht auch ohne Glas: Bag-in-Box und andere Alternativen
von Stuart Pigott und Paula Redes Sidore
Die Weinwelt steht an der Schwelle zu einer Verpackungsrevolution. Früher war es selbstverständlich, dass guter Wein in Glasflaschen mit Korken abgefüllt wurde. Das änderte sich langsam, aber sicher mit der Jahrtausendwende. Die Verwendung von Schraubverschlüssen breitete sich von Südaustraliens Clare Valley rasant aus und ist inzwischen die Norm für viele Weine. Eine zweite Entwicklung verlief eher unbemerkt von den Verbrauchern: der Einsatz leichterer Glasflaschen. Jetzt zeichnet sich ein vollkommen neuer Trend ab: Es sieht so aus, als würden Bag-in-Box und andere glaslose Verpackungen im Weinhandel ebenso wichtig wie Schraubverschlüsse anstelle von Korken.
Warum kommt es gerade jetzt zu einem Umdenken bei Weinverpackungen? Der Grund ist auch hier der Krieg in der Ukraine, der die Umstellung auf erneuerbare Energien beschleunigt. Die Herstellung von Glasflaschen ist energieintensiv. Die wachsenden Energiekosten haben die Kosten für Weinflaschen aus Glas erhöht. Je nach Land stiegen sie von 30 Prozent auf über 100 Prozent – falls überhaupt eine ausreichende Menge an Weinflaschen auf dem Markt verfügbar ist. Der Krieg in der Ukraine hat das Angebot verknappt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Weinerzeuger dazu übergegangen sind, den Glasvorrat für ein ganzes Jahr anzulegen.
3-Liter-Bag-in-Box verringert den CO2-Fußabdruck um 84 Prozent
Die Glasflasche ist plötzlich nicht nur ein Problem, weil sie einen großen Anteil am CO2-Fußabdruck der Weinproduzenten ausmacht. Glasflaschen verursachen auch hohe Kosten und fordern die Logistik. Bei alternativen Weinverpackungen setzt daher zum Beispiel Kalifornien neue Maßstäbe. Der Winzer Jason Haas von Tablas Creek in Paso Robles hat seine drei Einstiegsweine in Bag-in-Box-Verpackungen abgefüllt. Und das kommt dem Verbraucher ebenso wie der Umwelt zugute. „Die 3-Liter-Bag-in-Box-Verpackung verringert den CO2-Fußabdruck, verglichen mit den vier Standard-750-Milliliter-Glasflaschen, um 84 Prozent. Gleichzeitig kann der CO2-Fußabdruck beim Versand um 60 Prozent reduziert werden“, sagt Haas. Am Ende ist das Produkt um 15 Prozent günstiger. Hinzu kommt: Verglichen mit einer geöffneten Glasflasche bleibt der Wein in einer angebrochenen Bag-in-Box viel länger frisch und ist durch die leichte und kompakte Verpackung einfacher zu handhaben.
Der Widerstand der Verbraucher war in der Vergangenheit das Argument der weltweiten Weinwirtschaft gegen eine andere Weinverpackung. Doch Haas hat eine andere Erfahrung gemacht: „Unsere Kunden sind offener denn je für alternative Verpackungen. Diese erste Hürde, die ich für die höchste hielt, war keine große Sache.“ Laut Haas könnte sich der Wandel noch schneller vollziehen, gäbe es in Kalifornien – wie bereits in Oregon – mobile Bag-in-Box-Abfüllanlagen. …
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