Im alten Jahr hatte Frauchen einen Artikel gelesen über den Wettbewerb „Mutmacher der Nation“. Der Wettbewerb richtet sich an kleine und mittelständische Unternehmen, deren Eigentümerinnen und Eigentümer schwierige Phasen gemeistert haben oder mit Ideen beziehungsweise kluger Geschäftsführung erfolgreich geworden sind und so anderen Mut machen sollen.
Schirmherr ist auch unser Bundespräsident. Das fand Frauchen richtig gut, das gab ihm Mut für das neue Jahr. Was hat es sich nicht alles vorgenommen für 2012: Rauchen aufgeben, den Body fit halten, nicht über den ewig studierenden, coolen Neffen nörgeln und vor allem mehr an die Moral unserer ¬Politiker glauben. Aber gefreut hat sich Frauchen ganz doll, als der Neffe Punkt zwölf anrief und ein tolles neues Jahr wünschte, und dass er uns im Frühjahr für ein paar Tage besuchen wird, fand es auch klasse.
Na gut, nach dem zweiten Gläschen Sekt in der Silvesternacht wurde schon mal ein Zigarettchen angezündet. Okay, einmal sei keinmal, sagte Frauchen. Man muss nur Vertrauen in sich selbst haben, dann klappt das schon. In der Muckibude quält es sich schon regelmäßig, und ein Ergometer hat es sich auch geleistet. Als aber das „Sturmtief Christian“ durch den Medienwald fegte, war Frauchen schlagartig bewusst, dass das mit dem Vertrauen in die Politik nun schon vorbei war. Eine halbe Stunde hatte es sich schon auf dem Ergometer gequält, als der weinerliche Wulff über den Bildschirm flimmerte. Es wusste nicht mehr, ob ihm der Schweiß vom In-die-Pedale-Treten oder vor Wut in Strömen floss. Zu Gast bei Freunden. Da hat sich Frauchen so richtig vorgestellt, wie die Wulffs ihre Luftmatratzen in der Gästekammer der Nobelvillen aufpumpen und die mitgebrachten Butterbrote mampfen. Eine halbe Million per Handschlag von der Bank – das soll üblich sein?
„Was will der erste Mann im Staate mir da erzählen? Will der mich auf den Arm nehmen?“, dachte Frauchen ziemlich wütend. Es hat dem coolen Neffen auch schon mal Geld geliehen. Klar, dass der Neffe keinen Kreditvertrag mit Frauchen unterschreiben musste. Aber dass eine Bank eine halbe Million per Handschlag verleiht, das konnte es so recht nicht glauben. Denn als Frauchen dem netten Postboten zu Weihnachten eine kleine Aufmerksamkeit schenken wollte, lehnte der dankend ab. Er dürfe nicht, er sei Beamter.
Der arme Bundespräsident war ohne Karenzzeit und ohne Vorbereitungszeit von Hannover nach Berlin gekommen und musste erkennen, dass es etwas anderes ist, ob man Ministerpräsident oder Staatsoberhaupt ist. „Ja hat ihm das denn keiner gesagt?“, schüttelte Frauchen den Kopf.
„Wem es in der Küche zu heiß ist, der darf nicht Koch werden wollen“, hörte Frauchen den Bundespräsidenten säuseln, als es stinksauer vom Rad stieg und empört die Glotze ausknipste. Seine Suppe sei schon mehr als verbrannt, dachte es da nur noch und rief den coolen Neffen an. „Hör mal, wenn du demnächst kommst, richte dich mal darauf ein, dass ich dir die Übernachtung in Rechnung stelle“, sprach es auf seine Mailbox. „Und lösch das gleich nach dem Abhören.“
Vielleicht hätte er – der Wulff – sich mal intensiver mit den Gewinnern der Initiative „Mutmacher der ¬Nation“ beschäftigen sollen, dachte Frauchen und setzte sich wieder auf das Ergometer. So richtig Mut hat dem Frauchen das alles nicht gemacht für 2012.
Euer Viktor