Mein Frauchen sollte eine PowerPoint-Präsentation in der Firma halten. Das ist für Frauchen der absolute Horror. Diese monatlichen Präsentationen vor dem Chef werden sogar von ihren Kollegen gehasst.
Und was für ein schwieriges Thema, da kommen ja etliche Seiten zusammen. Eine wahre Charts-Schlacht. „Nee, da ruf ich lieber den coolen Neffen an, der kann so was ganz bestimmt besser als ich“, meinte Frauchen. Am Nachmittag kam dann der Neffe und brachte mir einen Burger mit. „Von unserem Freund von Kentucky schreit …“, begrüßte er mich. Oh nein, dachte ich.
Nachdem Frauchen ihm das Thema der Präsentation erklärt hatte, legte der coole Neffe los. Mein Frauchen war total happy. So nach einer Stunde klappte der Neffe den Laptop zu, ging in die Küche und holte sich einen Kaffee. „Hör mal“, sagte er zu Frauchen. „Das mit der PowerPoint-Nummer ist doch absoluter Schwachsinn.“ – „Wieso?“, war Frauchen erstaunt. „Das müssen alle bei uns machen, der Chef will das so.“ – „Genau das ist es ja. Weißt du, was das die gesamte Wirtschaft im Jahr kostet?“, fragte der Neffe. Da spitzte selbst ich die Ohren.
„Ein Rhetorikfachmann hat ausgerechnet, dass bei PowerPoint-Präsentationen durch die Zeit, die die Leute von der Arbeit abgehalten werden, der europäischen Volkswirtschaft ein monatlicher Schaden von 1,3 Milliarden Euro entsteht“, erklärte der Neffe. „Und zudem haben solche Präsentationen null Wirkung“, schob er hinterher. – „Das kann ich nicht glauben“, war mein Frauchen erstaunt. – „Und ob“, erwiderte der Neffe.
„Der Typ hat sogar eine Unterschriftenaktion in der Schweiz organisiert für ein Gesetz gegen PowerPoint-Präsentationen.“ – „Das gibt’s doch nicht“, meinte Frauchen. – „Na logo, der will sogar bei uns eine Partei gründen“, erklärte der Neffe. „Die SGDP.“ – „Die was?“, fragte Frauchen ungläubig. – „Die Stoppt-Geldvernichtung-durch-PowerPoint-Partei“, klärte der Neffe sie auf.
„Hör auf, du willst mich veralbern“, meinte Frauchen. „Was soll ich denn machen?“ – „Pass auf, wir listen mal auf, wie viele Präsentationen bei euch gemacht und präsentiert werden und was das an Geld und Zeit kostet“, schlug der Neffe vor und setzte sich an den Laptop. „Das wird eine Seite, mehr nicht, und dann klappst du die Präsentation zu und hältst deinen Vortrag frei“, sagte der Neffe.
„Oh, oh, das kommt aber nicht gut“, war Frauchen verängstigt. – „Wirst sehen, das kommt aber richtig gut“, ermunterte es der Neffe. Am anderen Morgen fuhr mein Frauchen mit einem mulmigen Gefühl ins Büro. Ich war auch schon ganz gespannt, wie das wohl wird. Nachmittags schloss Frauchen die Tür auf und telefonierte dabei mit dem Neffen.
„Ja, stell dir vor, der Chef war ganz begeistert“, hörte ich es aufgeregt sprechen, „und er will ab jetzt keine langweiligen und kostenintensiven Präsentationen mehr. Hat super geklappt, und vielen Dank noch mal“, jauchzte Frauchen in das Handy. „Tschüüüs.“
„Stell dir vor, Viktor, selbst meine Kollegen waren heilfroh, dass das mit den Präsentationen nun ein Ende hat. Toll, was?“, sagte sie und streichelte meinen Kopf. „Und zur Feier des Tages gönnen wir uns einen dicken Burger mit allem Drum und Dran“, überraschte sie mich.
Oh nein, dachte ich. Morgen auf der Hundewiese muss ich unbedingt den Vorschlag machen, eine HMKB-Partei zu gründen: Hunde mögen keine Burger.
Euer Viktor