Matthias, Anna und Thomas
In einem schon seit Jahrhunderten andauernden Wettkampf prallen heute zwei internatio¬nale Schwergewichte unter den Spirituosen aufeinander, die wir in einem Vergleich unter die Lupe nehmen wollen.
Beide sind für ihre alkoholische Stärke in jeder Bar bekannt, und man findet ihre Anhänger in Klubs, Bars, Restaurants und fast jedem Haushalt über den ganzen Erdball verstreut. Wo man die beiden Hochprozentigen antrifft, verbreiten sie oft gute Stimmung. Ihr Charakter ist häufig neutral, klar oder auch würzig, lieblich und fein. Wer sich jedoch über die Maßen mit ihnen anlegt, erlebt oft sein „blaues“ Wunder und geht vorzeitig k.#o.!
Ladies and Gentlemen! Hier kommen die Herausforderer des heutigen Kampfes: Vodka versus Gin.
Round 1: Historie
Vor dem Kampf „sich Mut antrinken“ – dieser Ausspruch stammt von den holländischen Offizieren, die gemeinsam mit englischen Söldnern im Spanisch-Niederländischen Krieg von 1590 immer vor der Schlacht Genever zu sich nahmen und so die gefürchtete „dutch courage“ schufen. Der in Holland als Medizin gegen Nierenleiden entstandene Genever ist in Wahrheit der Ursprung des Gins, dessen Markenzeichen die in Alkohol eingelegten Wacholderbeeren sind.
Die Frage nach dem Ursprung des Vodkas ist alleine schon ein Streit zwischen Russland und Polen. Denn egal, ob sich die Polen auf eine amtliche Urkunde aus Sandomierz von 1405 berufen oder die Russen sich durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs als Erfinder bestätigt fühlen: Vodka steht für eine Spirituose, die viel stärker in deren Gesellschaft verwurzelt ist, egal ob als Medizin zur äußeren Anwendung oder als Wässerchen zum Trinken.
Round 2: Herstellung und die richtige Balance
Der Charakter eines Gins zeigt sich in der richtigen Balance der zum Aromatisieren verwendeten Zutaten.
Neben den obligatorischen Wacholderbeeren, die meist aus Italien, Serbien oder Mazedonien stammen, kommen auch andere Zutaten wie Zitrusfrüchte, Koriander, Angelika, Veilchenwurzel, Melegueta-Pfeffer und vieles mehr zum Einsatz. Diese geheimen Rezepturen werden bevorzugt in Alkohol, der aus Getreide gewonnen wird, eingelegt und ein weiteres Mal destilliert. Am Ende erhält man eine komplexe, unverwechselbar aromatische Spirituose.
Die Bezeichnung „Vodka“ im heutigen Sinn war erstmals 1836 in dem Roman Die Hauptmannstochter von Alexander S. Puschkin als Anisvodka zu finden. Zuvor wurde der aus verschiedensten zuckerhaltigen Rohstoffen gebrannte, geschmacksneutrale Alkohol als Getreidewein, Samogon (Selbstgebrannter), Medizin oder einfach als Getränk bezeichnet. Um dieses neutrale, klare, aber reine Wässerchen zu erhalten, wird jener heutzutage mehrfach in industriellen Anlagen destilliert und über Aktivkohlefilter von den restlichen Stoffen befreit, bevor er trinkfertig ist. …
Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 05/2010