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ProWein 2023

von Monika Busch.

Die ProWein 2023, die zum ersten Mal seit 2019 in Düsseldorf wieder zu ihrem gewohnten Zeitpunkt Mitte März stattfand – diesjährig vom 19. bis zum 21. März –, war mit einer Top-Bewertung von vielen Seiten ein voller Erfolg. Wie vor der Pandemie haben Wein- und Spirituosenprofis aus aller Welt drei intensive Messetage in Düsseldorf erlebt und trotz des Streiks des ÖPNV genossen – obwohl der Streik an zwei Messetagen sicherlich einen Teil der interessierten Besucher abgeschreckt hat. Hinzu kamen die ­weiterhin hohen Übernachtungskosten mit diesjährig zum Teil utopischen Preisen. Ein ­Kompliment an die Ver­antwortlichen der Messe für die reibungslose ­Orga­nisation der Shuttlebusse vom Hauptbahnhof und Flug­hafen direkt zur Messe.

Gemeldet wurden von der Messe Düsseldorf 49.000 Fachbesucher aus 141 Ländern und 6.000 Aussteller. Vor der Coronapandemie waren 2019 rund 61.500 Besucher aus 142 Ländern gezählt worden. Die Zahl der Aussteller hatte 2019 bei 6.900 gelegen. Zwei Drittel der Besucher seien an Einkaufsentscheidungen beteiligt, betonte die Messe.

Italien ist traditionell die größte Nation und reiste mit 1.300 Ausstellern an. 1.000 Aussteller kamen aus Frankreich und waren nicht nur mit Wein, sondern auch mit 150 Champagnerhäuser vertreten. Deutschland war mit 700 Ausstellern die drittgrößte Nation auf der Messe – alle 13 Anbaugebiete waren vertreten. Der VDP präsentierte sich und seine Mitglieder mit einem neuen Standkonzept sowie einem Forum für Verkostungen und Diskussionen. Diesjährig sei auffällig gewesen, dass der asiatische Raum wieder stärker vertreten gewesen sei, so die Düsseldorfer Messe.

Im Fokus des Interesses standen in diesem Jahr nicht nur Weine aus den führenden Anbaugebieten, auch Themen wie Getränke mit No- and Low-Alcohol oder alternative Verpackungen waren stark nachgefragt. Jeder Zweite interessierte sich für No and Low und jeder Dritte für alternative Verpackungen. Ein weiteres Thema: Piwis – pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die besonders robust gegen die Rebkrankheiten Echter und Falscher Mehltau sind und kaum noch Pflanzenschutz benötigen.

Alkoholfreier Wein aus neuen Schläuchen: So könnten die zwei Trends der ProWein 2023 zusammengefasst werden. Kunststoff- oder Mehrwegflaschen oder Tetrapaks: Alles ist möglich. Mit alkoholfreiem Wein erreichen Winzer die zahlreichen Menschen, die aus welchen Gründen auch immer keinen Alkohol trinken – aufgrund von Werbeverboten für Alkoholika in vielen Ländern sogar besser als mit alkoholhaltigen Produkten. Und leichtere oder Mehrwegverpackungen sparen CO2-Emissionen für den Klima-schutz. Noch vor 10, 20 Jahren wären die Null-Alkohol-Produkte auf der ProWein eher belächelt worden – Winzer, die auf „rauschfrei“ setzten, waren eine Ausnahme. Heute passen die Zeros, die Katerlosen, die Sündenfreien voll zum Zeitgeist. Letztlich geht es beim Wein aber um Geschmack. Nuancen und Noten spielen oft eine Riesenrolle.

Philipp Rößle, Geschäftsführer von Kolonne Null: „Man muss schon akzeptieren, dass es wie auch das alkoholfreie Bier erst mal ein bisschen ein anderes Getränk ist. Auch wenn man ganz viel von der Charakteristik mitnehmen kann. Auch wenn man es gern zu den gleichen Anlässen und aus dem gleichen Glas trinkt, ist es halt einen Ticken anders. Aber wir sind in zahlreichen Sterne­restaurants inzwischen vertreten, und es funktioniert. Die Leute und die Sommeliers dort sind dankbar für diese Alternative. Ich glaube, man wird da schon hinkommen.“

2022 dürfte sich laut Deutschem Weininstitut (DWI) der Anteil an ent­alkoholisierten Weinen und Sekten am gesamtdeutschen Weinkonsum noch bei unter einem Prozent bewegt haben, allerdings mit steigender Tendenz, wie nahezu alle Anbieter berichten.

Der Absatzzuwachs bei entalkoholisierten Weinen im Lebensmittel­einzelhandel belief sich demnach 2022 auf etwa 18 Prozent. Der Absatz alkoholfreier Sekte war 2021 mit etwa 23 Millio­nen Flaschen pro Jahr bereits deutlich höher gewesen und ebenfalls wachsend. Für 2022 geht man beim alkoholfreien Sekt bereits von einem Markt­anteil von sieben bis acht Prozent an den hierzulande insgesamt konsumierten Schaumweinen aus. Der Umsatz mit alkoholfreien Schaumweinen lag im vergangenen Jahr bei 91 Millionen Euro.

Eine Prognose des Marktforschungsinstituts IWSR lasse immerhin ein jährliches Wachstum von sieben Prozent erwarten, sagte Michael Degen von der Düsseldorfer Messe GmbH, Veranstalter der ProWein. No- and Low-Alcohol sei ein wichtiger Trend: „Man kommt da überhaupt nicht mehr dran vorbei.“ Ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und ein verändertes Konsumverhalten der jungen Generation haben die Messeveranstalter als Treiber des Trends ausgemacht.

Der zweite große Trend auf der Messe: alternative Verpackungen (dgw 1–2/23). Plastikflaschen, die besser per Post verschickt werden können, weil sie in Briefkästen passen. Der gute alte Bag-in-Box – längst auch mit Qualitätswein befüllt. Auch der Tetrapak funktioniert als Verpackung – oder eine Flasche aus Papier, innen mit dünnem Folienbeutel und mit Metallverschluss. Alles, um CO2 einzusparen. Die Flaschen sind einfach zu schwer beim Transport und benötigen bei Produktion und Recycling zu viel Energie. Wenn es dennoch Glasflaschen bleiben sollen, gibt es andere Wege: Pfandsysteme. Ob Wein in sozusagen zweckentfremdeten Bierflaschen oder Abfüllung in ein ganz neues Mehrwegsystem: Noch ist es so vielleicht am einfachsten, auch Kunden mit Vorbehalten zu nachhal­tigerem Genuss zu bewegen.

Einwegglasflaschen sind schwer und nur energieintensiv herzustellen und zu recyceln. In Zukunft also Wein aus Plastikflaschen? Ein Winzer setzt auf ein bestehendes Pfandsystem: Warum nicht Bierflaschen nutzen und so nachhaltiger verpacken? Winzer ­Ansgar Galler: „Mit dem Kronkorken ist es absolut dicht verschlossen, hat keinen Einfluss auf die Qualität. Das Handling ist einfach. Also, ich wüsste jetzt keinen Nachteil.“

Insgesamt Trends, die der Weinbranche aus den rückläufigen Absatzzahlen helfen könnten. In Pandemiezeiten geschlossene Gastronomie, Trends zu gesunder Ernährung und zuletzt auch schwindende Kaufkraft haben zu einem Umsatzrückgang bei Wein geführt.

Ein bisschen könnte das Gefühl entstehen, ein eigenes Weingut gehöre bei Top-Stars inzwischen zum guten Ton oder zur Grundausstattung. Sting, Brad Pitt oder Kylie Minogue – wobei Letztere kein Gut besitzt, sondern eine Weinmarke. Wer jetzt aber glaubt, dass der australische Superstar nur den Namen hergibt und relaxt profitiert, der täuscht sich, wie Kylie Minogue auf der ProWein in Düsseldorf erzählte. Vom Design des Etiketts bis zur Cuve­tierung ihres neuen, alkoholfreien Rosésekts: Wo Kylie draufstehe, sei auch Kylie drin. Ein bisschen Glamour aber wirkt auf jeden Fall nach in Halle 10 auf der ProWein in Düsseldorf.

Das Fazit von Monika Reule, Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts: „Die deutschen Aussteller ziehen von der diesjährigen ProWein eine positive Bilanz. Sie waren mit der Qualität und Quantität der Fachbesucher insbesondere aus dem Ausland sehr zufrieden. Angesichts der herausfordernden Marktsituation im Inland gewinnt das Exportgeschäft für viele Erzeuger zunehmend an Bedeutung. Auf der diesjährigen ProWein konnten viele Aussteller ihre internationalen Handelsbeziehungen stärken und weiter ausbauen.“

Das DWI präsentierte auf der diesjährigen ProWein „German Classics – die Klassiker der deutschen Weinanbaugebiete“ und berichtete von einem hohen Zuspruch. Aber es gab auch durchaus weniger zufriedene Gesichter, insbesondere bei kleineren Weingütern und Unternehmen, bei denen die ProWein 2024 auf dem Prüfstand steht. …

Die vollständige Redaktion finden Sie in unserer Print-Ausgabe 5/2023